23. Juni 2010
Kunst erleben
Dransfeld-Installation vorgestellt
Aus der Tatsache ein Krankenhaus in Anspruch zu nehmen, resultiert die Hoffnung und der Wunsch auf Heilung. Gleichzeitig entscheidet sich der Patient für einen Aufenthalt auf Zeit an einem besonderen Ort. Dieser kann auf den Patienten ruhig, behaglich und zuversichtlich erscheinen, oder er strahlt Distanz, Kälte und Unpersönlichkeit aus. Insoweit erweist sich die Architektur und die Innenraumgestaltung als wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg eines Patienten und drückt gleichzeitig eine Wertschätzung der zu behandelnden Person aus.
Vor diesem Hintergrund entwickelte Prof. Dr. med. Peter Schuster gemeinsam mit dem renommierten Berliner Künstler Lutz Dransfeld die Idee, ein künstlerisches Konzept für unterschiedliche Raumsituationen im St. Marien-Krankenhaus Siegen zu erarbeiten. Neben der Möglichkeit einer Farbgestaltung als Orientierungshilfe sollten die Kunstwerke besondere Funktionsbereiche der Klinik markieren und dem Patienten die Möglichkeit zum Sehen, Entdecken und Erleben von Kunst geben.
Aus dem Raumprogramm des St. Marien-Krankenhauses ergeben sich folgende Orte für die Platzierung der einzelnen Kunstwerke: Foyer (hier gewinnt der Patient den ersten Eindruck), zentraler Verkehrsturm, Flurzonen vor den Patientenzimmern auf den Stationen B1 und A6b und Verkehrsflächen vor dem EKG und der Medizinischen Klinik II - Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin.
Als Gestaltungsprinzip dient in fast allen Fällen die Reihung; inhaltlich werden Themen aus Wissenschaft und Medizin in Bildinhalte umgesetzt. Dabei beziehen sich die Arbeiten im Foyer auf Zeichnungen Leonardo Da Vincis. In seinen Gewölbestudien untersuchte er Tragstrukturen und deren statische Ableitungen. Im Fall der hier präsentierten Zeichnungen handelt es sich um computergenerierte Motive, die einerseits die Architekturzeichnung thematisieren, andererseits die Studien als großflächige Muster wirken lassen. Ergänzt wird der Fries durch Glasscheiben, deren gestisch gesetzte Pinselstriche als Schlagschatten auf den Wandflächen erscheinen und Teil des Raums werden. Ein weiteres Kunstwerk bezieht sich ebenfalls auf das Wirken Leonardo Da Vincis. Ausschnitte eines Vermessungsplans von Mailand werden mit Proportionsstudien vom menschlichen Körper sowie mit Architekturzeichnungen kombiniert und nehmen Bezug auf das universelle Wirken Da Vincis. Die eingearbeiteten Lichtlinien beziehen sich auf den zeichnerischen Duktus seiner wissenschaftlichen Skizzen. Werden im Foyerbereich ausschließlich Themen aus der Kunstgeschichte verarbeitet, so wird im Zentralen Verkehrsturm des St. Marien-Krankenhauses Siegen die Architektur selbst Bestandteil der künstlerischen Gestaltung: Geschossweise erhalten die vier Säulen unterschiedliche Farbanstriche und treten mit den platzierten Kunstwerken in einen Dialog. Als Ergänzung dazu sind im 1. Obergeschoss Lichtschleifen unter der Decke installiert.
Die Lichtinstallation "Echolot" im Flurbereich vor der EKG-Station bezieht sich ebenfalls auf die spezielle Nutzung der Räume. Hier werden Herz-Rhythmuskurven als künstlerische Darstellung genutzt. Durch Farbgestaltung soll hier der Eindruck von "Landschaften" entstehen. Das Thema Landschaft wird ebenfalls auf der kardiologischen Station unter Verwendung von großformatigen Bildflächen aufgegriffen. Neben fotografischen Ansichten von Herzrhythmus-Messungen und Ultraschallaufnahmen werden Fotos von Instrumenten in die Bildflächen eingearbeitet. Die unterschiedlichen Bildformate- und Reihungen sowie die verschieden gewählten Farbklänge geben einerseits dem Patienten Orientierungshilfe zum anderen sensibilisieren die Werke den Blick auf Kunst.