30. Januar 2020

„Kriegsenkel“-Lesung mit Sabine Bode am 12. Februar

Familiengeschichte besser verstehen - Psychosomatik-Experte Prof. Stephan Herpertz moderiert

Die LWL-Universitätsklinik Bochum für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) lädt zur Lesung der bekannten Kölner Journalistin und Autorin Sabine Bode am 12. Februar 2020, um 18 Uhr ins Kunstmuseum Bochum ein, Thema: „Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation“. Moderiert wird die Lesung von Prof. Stephan Herpertz, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

„Als ich dieses Buch gelesen habe, wusste ich sofort, dass Sabine Bode auf eine gut verständliche und verständnisvolle Weise die Leserinnen und Leser in ihrer Lebensmitte und mit ihren Lebensfragen abholen wird“, so Prof. Stephan Herpertz. Bei den Kriegsenkeln handelt es sich um die Generation der zwischen 1960 und 1975 geborenen Frauen und Männer. Den Zweiten Weltkrieg haben sie selbst nicht erlebt. Kennen ihn allenfalls aus den wenigen, meist unvollständigen und möglicherweise verklärten Erzählungen der Großeltern und Eltern. Und doch zeigt die Kriegsvergangenheit auch heute noch in vielen Familien Spuren, bis in die zweite und dritte Generation hinein.

Die Autorin Sabine Bode sprach mit der Generation der Kinder der Kriegskinder, also mit den Kriegsenkeln, und legte in ihrem Buch in 14 anschaulichen Fallbeispielen dar, wie die Beziehung zu ihren Eltern war, wie geschwiegen wurde und welchen Einfluss dies auf diese Generation hatte. Sie wuchsen in Zeiten des Wohlstands auf. Es hat ihnen scheinbar an nichts gefehlt. Doch plötzlich hat sie mehr Fragen als Antworten: Wieso haben sie das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will? Wo liegen die Ursachen für diese diffuse Angst vor der Zukunft? Weshalb bleiben so viele von ihnen kinderlos? Noch ist es für sie ein völlig neuer Gedanke, sich vorzustellen, ihre tief sitzende Verunsicherung könnte von den Eltern stammen, die ihre Kriegserlebnisse nicht verarbeitet haben. Ist es möglich, dass eine Zeit, die über 70 Jahre zurückliegt, so stark in ihr Leben als nachgeborene Kinder hineinwirkt?

Der Bochumer Mediziner und Psychotherapeut Prof. Stephan Herpertz ist fast täglich mit den Kriegsenkeln im Gespräch. Er kennt die Fragen und Ängste, die aus den traumatischen Kindheitserlebnissen der Eltern herrühren. „Viele meiner Patientinnen und Patienten reden nun mit mir, weil in ihren Familien nicht geredet wurde. Es wurde verdrängt. Schuld und Scham spielen dabei eine große Rolle“, erklärt er. „Diese Kriegsenkel sprechen nun, weil sie in ihrer seelischen Verwundbarkeit sich erstmals mit der eigenen Familie auseinandersetzen.“

„Ich empfehle dieses Buch und auch die Lesung, weil das Thema an Aktualität nicht eingebüßt hat, auch wenn das Buch schon einige Jahre auf dem Markt ist“, lädt Stephan Herpertz zur Lesung ein.

Sabine Bode lebt als freie Journalistin in Köln, schreibt Sachbücher und arbeitet für die Kulturredaktionen des Hörfunks von WDR und NDR. Bekannt wurde sie auch mit den Vorläufer-Büchern wie „Die Nachkriegskinder“ oder „Die vergessene Generation“.

Der Vorverkauf erfolgt in der Buchhandlung Mirhoff + Fischer, Tel. 0234 9783170, über die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Sabine Ratzke, Tel. 0234 5077-3442, E-Mail: sabine.ratzke@lwl.org sowie an der Abendkasse ab 16.30 Uhr.

Der Eintritt liegt bei 10 Euro.

Bildzeilen:

1. „Kriegsenkel“-Autorin Sabine Bode (Bildquelle: Marijan Murat)

2. Direktor der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Prof. Stephan Herpertz (Bildquelle: LWL/kleine Holthaus)