28. April 2015

Kliniken erzielen Einigung

Strukturkonzept für die Region vereinbart

Die Sicherstellung der stationären medizinischen Versorgung und deren Weiterentwicklung in der Region Siegen-Wittgenstein waren zu Beginn der Krankenhausstrukturgespräche vor gut zwölf Monaten die zentralen Zielsetzungen der Klinikträger der Region. Nach intensiven Verhandlungen konnte nun das Krankenhaus-Strukturkonzept für Siegen-Wittgenstein aus der Taufe gehoben werden, das die Krankenhauslandschaft in den nächsten Jahren prägen wird.

Aufgrund des auf Konsens ausgerichteten Handelns der Akteure wird dieses Konzept – wie die Vorgängervereinbarung vor gut zwölf Jahren – als Vorzeigeprojekt für Nordrhein-Westfalen gelten. Anders als damals ist der Kreis der Träger jedoch weiter und umfasst auch die Wittgensteiner Klinikträger. Als echte Strukturreform sichert sie dauerhaft die wohnortnahe Versorgung in der Region und erfüllt ebenso, unter Berücksichtigung von Sondereffekten, die Vorgaben des Landes. Gleichzeitig sind mit dem erzielten Konsens die Interessen der freigemeinnützigen Krankenhausträger mit jenen auf kommunaler Seite und jenen auf privater Seite in ein ausgewogenes Verhältnis gesetzt.

Folgende Ziele haben die beteiligten Träger erreicht:

• Entwicklung eines regionalen Planungskonzepts
• Nachhaltige Sicherung der Trägervielfalt in Siegen-Wittgenstein
• Vermeidung der Ausweitung von Mehrfachvorhaltungen

Grundlage des Strukturkonzepts ist der Krankenhausrahmenplan NRW 2015, der für die rund 400 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen die Grundlage ihres Handelns bildet. Der Plan ist bis zum Ende des Jahres in allen Regionen umzusetzen. Dabei enthält er, im Gegensatz zu den früheren Krankenhausplänen, nur relativ grobe Festlegungen für die einzelnen Krankenhäuser. Diese werden auf regionaler Ebene verfeinert, mit den Krankenkassen endverhandelt und schließlich durch die jeweiligen Bezirksregierungen und das Landesgesundheitsministerium verabschiedet.

Knackpunkt bei den Verhandlungen war die Vorgehensweise zum Bettenabbau in den unterschiedlichen Abteilungen gewesen. Die Planungsbehörde erwartete, nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels und der älter werdenden Krankenhaus-Klientel, dass operative Bereiche eher zurückgebaut werden können als internistische. Ein weiterer Punkt der Strukturgespräche war der so genannte geriatrische Versorgungsverbund: Ein Klinikum bildet den Hauptversorger, dem auch die Betten zugewiesen werden. Die übrigen Kliniken ergänzen gemäß ihrer Schwerpunkte das Angebot. Ebenso wurde die psychiatrische Versorgung insgesamt verbessert und ausgebaut. Schließlich galt es eine Lösung für die Perinatalversorgung von Frühgeborenen zu finden. Hierzu wurden unterschiedliche Szenarien entwickelt, die jedoch, mit Unterstützung der Planungsbehörden und des Landes, weiter entwickelt werden müssen.

Alles in allem, meint Diakonie-in-Südwestfalen-Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer, seien die Strukturgespräche im Versorgungsgebiet ein geeignetes Mittel, um die Landesplanungsvorgaben anzunähern und eine sinnvolle Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in der Region zu erreichen. „Das abgeleitete Konzept hat auch eine besondere Strahlkraft über die Region hinaus, da eine sehr heterogene Trägerstruktur eine Einigung suchte, so Thomas Dörr, Geschäftsführer der Klinik Wittgenstein. Es wurden die Anforderungen von freigemeinnützigen Krankenhausträgern mit jenen auf kommunaler Seite und jenen auf privater Seite in ein ausgewogenes Verhältnis gesetzt.

„Unsere Einigung ist ein klares Signal für die Bevölkerung in unserer Region. Die medizinische Versorgung ist auf eine stabile Grundlage gestellt. Gleichfalls ist sichergestellt, dass die Behandlungsmöglichkeiten im Sinne der Patientinnen und Patienten weiter verbessert werden können. Die Einigung unterstreicht also, dass die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung unter den gegebenen Rahmenbedingungen ein ständiger Prozess ist, der nur gemeinsam erfolgreich gelöst werden kann“, zeigt sich Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses Siegen und Initiator der Strukturgespräche, von der Einigung überzeugt.

„Aus diesem Grund bleibt die Fortsetzung des intensiven Dialoges auch nach Beendigung der Konsensgespräche zwingend erforderlich. Nur so können notwendige Veränderungen frühzeitig erkannt und weiterhin gemeinsam daran gearbeitet werden, das System zukunftsfest zu halten“, pflichtet ihm Bertram Müller als Vertreter des kommunalen Klinikträgers bei. „Oberstes Ziel ist ein Gesundheitssystem, das konsequent daran ausgerichtet ist, was Patientinnen und Patienten tatsächlich brauchen“, fasst Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK Kinderklinik die Meinung der Geschäftsführungen zusammen.

Die Moderation des einjährigen Einigungsprozesses übernahmen Frau Mechthild Greive, Krankenhausberaterin, Dortmund, und Herr Karsten Gebhardt, ehem. Präsident der nordrhein-westfälischen Krankenhausgesellschaft, Bielefeld. Die Ergebnisse der krankenhausseitigen Einigungen sind am gestrigen Tag den Vertretern der Krankenkassen mit der Bitte um Zustimmung zugeleitet worden.