16. Oktober 2013
Kataraktchirurgie bei einem Vierjährigen
Prof. Dr. Burkhard Dick und Dr. Tim Schultz erhalten Videopreis
Ein erst vier Monate altes Kind mit angeborenem Grauem Star (Katarakt) zu operieren, ist eine Herausforderung für jeden Augenchirurgen. Die Augenklinik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum ist eine der ersten, an der diese schwierige Operation mit einem Femtosekundenlaser vorgenommen wird. Einen Pionier-Eingriff mit dieser hochpräzisen Technologie haben Prof. Dr. Burkhard Dick, Direktor der Augenklinik in Bochum, und Assistenzarzt Dr. Tim Schultz in einem Video festgehalten. Für diese filmische Dokumentation wurden die beiden Bochumer Ärzte auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin mit einem Videopreis geehrt, der mit 1000 Euro dotiert ist.
Die Jury lobte die professionelle Aufarbeitung des Videos und die Neuartigkeit des Themas. Der Film präsentiert, wie mithilfe des Femtosekundenlasers auch bei kleinen Kindern die Kataraktchirurgie – unter einer Trübung der Augenlinse leiden sonst überwiegend ältere Menschen – sicher und mit guter Aussicht auf ein uneingeschränktes Sehvermögen durchgeführt werden kann. Dick und Schultz zeigen in ihrer Dokumentation detailliert die Vorzüge und Grenzen der neuen Technologie auf. Bei Kleinkindern erfolgt der Eingriff in Vollnarkose, bei Erwachsenen kann eine Katarakt meist nach Einträufelung von betäubenden Augentropfen oder einer anderen Form der Lokalanästhesie operiert werden.
Schätzungen zufolge kommen drei von 10.000 Kindern mit einem Grauen Star auf die Welt. Damit das betroffene Auge seine volle Sehkraft entwickeln kann, wird versucht, die Kinder so früh wie möglich zu operieren. Seit Anfang letzten Jahres setzt die Augenklinik Bochum für die Operation der angeborenen getrübten Augenlinse einen Femtosekundenlaser ein, der wichtige Schnitte des Eingriffs sicherer und exakter macht als bisher per Hand und Skalpell. Vor allem die kreisrunde Eröffnung der Linsenkapsel gelingt mit dem Laser meist leichter als von Hand und ist notwendig, um danach – wie bei der Operation eines erwachsenen Patienten – die getrübte Linse absaugen zu können.
„Die Präzision dieser Eröffnung der Linsenkapsel, die sogenannte Kapsulotomie,“ betont Prof. Dick, „ist entscheidend für den Erfolg der Operation und damit auch für die Entwicklung der Sehkraft bei diesen Kindern“. Die Brechkraft der Linse wird bei kleinen Kindern zunächst von einer Kontaktlinse übernommen, die in der Regel gut vertragen wird. Kurz vor der Einschulung, wenn das Auge ausgewachsen ist, kann dann eine moderne Kunstlinse implantiert werden, die ein Leben lang im Auge bleibt.
Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.): Prof. Dr. Berthold Seitz (DOG-Präsident), Prof. Dr. Franz Grehn (1. Preis), Dr. Raid Darawsha (2. Preis), Dr. Tim Schultz (3. Preis) und Andreas Baldauf (Leica Microsystems, Preisstifter).