08. Mai 2013

Julius-Springer-Preis für Plastischen Chirurgen des Bergmannsheils

Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz für Forschung zu Wundheilungsstörungen bei Rauchern ausgezeichnet

Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz vom Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil wurde mit dem Julius-Springer-Preis für Chirurgie ausgezeichnet. Der Oberarzt der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte (Direktor: Prof. Dr. Marcus Lehnhardt) erhielt die Ehrung für die Publikation in der Fachzeitschrift „Der Chirurg“ (07/2012) über Wundheilungsstörungen bei Rauchern, Nichtrauchern und nach Rauchstopp. Der Preis wurde im Rahmen des diesjährigen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München (30.04. bis 03.05.2013) verliehen und ist dotiert mit 3.000 Euro.

Rauchen stört die Wundheilung

Rauchen schadet nicht nur Herz und Lunge, sondern wirkt sich auch negativ auf die Wundheilung aus. Ursache dafür sind verschiedene Prozesse, die durch die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs hervor gerufen werden. Dazu zählen etwa Störungen der Gewebedurchblutung, ein verringertes Wachstum bzw. Proliferation von Zelltypen, die für die Narbenbildung benötigt werden (Erythrocyten, Fibroblasten und Makrophagen), eine gesteigerte Zähflüssigkeit (Viskosität) und die Veränderung von verschiedenen Gerinnungsfaktoren des Blutes, die die Gewebedurchblutung bzw. Mikrozirkulation negativ beeinflussen. Auch das Kohlenmonoxid des Zigarettenrauchs hat nachweislich einen schädlichen Einfluss auf die Wundheilung, weil die Aufnahme mit einer Verminderung des Sauerstofftransportes im Blut einher geht.

Das Forscherteam um Dr. Goertz interessierte sich für die möglichen Auswirkungen, die der zeitweilige Verzicht auf das Rauchen für die Wundheilung im Rahmen einer Operation haben kann. In ihrer prospektiven Studie wurden 295 Patienten ohne relevante Vorerkrankungen und in gutem Allgemeinzustand eingeschlossen, die sich ästhetischen oder rekonstruktiven Eingriffen unterzogen. Die Patienten wurden in drei Gruppen eingeteilt: Nichtraucher, Raucher, die sechs Wochen vor der Operation auf den Zigarettenkonsum verzichteten und Raucher, die ihren Zigarettenkonsum im Vorfeld der Operation nicht veränderten. Alle Studienteilnehmer wurden nach der Operation sechs Wochen auf Wundheilungsstörungen untersucht.

Rauchverzicht verringert das Risiko von Wundheilungsstörungen deutlich

„Wir konnten zeigen, dass es bei den Rauchern ohne Nikotinpause vor der Operation im Anschluss deutlich häufiger zu Wundheilungsstörungen kam, als bei der Gruppe, die zeitweilig auf das Rauchen verzichtet hatte“, so Dr. Goertz. Während es bei den Rauchern ohne Nikotinpause bei rund der Hälfte der Fälle zu postoperativen Wundheilungsstörungen kam (48%) war dies bei den Nichtrauchern bei lediglich 21% der Fall. Bei den Rauchen mit sechswöchiger Rauchkarenz im Vorfeld der Operation lag die Komplikationsrate bei unter einem Drittel (31 %). Aufgrund dieser Ergebnisse kam die Studiengruppe zu dem Schluss, bei ausgewählten Eingriffen lediglich Nichtraucher und Raucher mit einem präoperativen Rauchstopp von mindestens 6 Wochen bei ausgewählten Eingriffen zu berücksichtigen.

Vita Ole Goertz

Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz studierte von 1997 bis 2004 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Privaten Universität Witten/Herdecke, der University of Sheffield und der University of Sydney. Seine Assistenzzeit führte ihn an das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil und an die Chirurgische Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer der Ruhr-Universität Bochum. Hier wurde ihm für seine Arbeit „Modell zur intravitalen fluoreszenzmikroskopischen Langzeit-Analyse von Mikrozirkulation, Leukozyten-Endothelzell-Interaktion und Neovaskularisation nach Verbrennung“ die Doktorwürde verliehen. Seinen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie erhielt er 2010. In der Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Berufsgenossenschaftliche Klinik Ludwigshafen (Universität Heidelberg) führte er seine klinische Ausbildung fort und wurde zum Oberarzt ernannt. Seine Lehrbefugnis im Fach Plastische und Ästhetische Chirurgie erhielt er im November 2012. Zurzeit ist Dr. Goertz am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, als Oberarzt in der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte tätig.

Preis für herausragende Forschungsarbeiten

Der Julius-Springer-Preis für Chirurgie, der nach dem Gründer des Springer Verlags benannt ist, wurde dieses Jahr erstmalig verliehen und soll zukünftig jährlich für herausragende Arbeiten vergeben werden, die in der Fachzeitschrift „Der Chirurg“ in den Rubriken Originalien oder Übersichten publiziert wurden.

Prämierte Arbeit:

O. Goertz, N. Kapalschinski, T. Skorzinski, J. Kolbenschlag, A. Daigeler, T. Hirsch, H.H. Homann, T. Muehlberger (2012): Wundheilungsstörungen bei Rauchern, Nichtrauchern und nach Rauchstopp. Chirurg 83:652–656

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung und gehört zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB). In 23 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 20.000 Patienten stationär und 63.000 Patienten ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: www.bergmannsheil.de.

Bild: Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz - V. Daum / Bergmannsheil

Weitere Informationen:

Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234/302-6841
E-Mail: ole.goertz@bergmannsheil.de