28. Juni 2012

Inkontinenz: Vertrauensvoll den Fachmann fragen

Welt-Kontinenz-Woche - Veranstaltung und Telefonhotline im St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten

Inkontinenz, im Volksmund „Blasenschwäche“, ist ein weit verbreitetes Problem: Etwa fünf bis acht Millionen Frauen aller Altersstufen und auch Männer sind davon betroffen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Denn über diese Erkrankung zu sprechen, fällt den Betroffenen selbst beim Arzt oft schwer. Während der Welt-Kontinenz-Woche gab die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des St.-Josefs-Krankenhauses Salzkotten dem Thema im Rahmen einer Vortragsveranstaltung und einer Telefonhotline ein Forum.

„Die Resonanz auf unsere Informationsangebote war wirklich gut“, betont Chefarzt Dr. Peter Kesternich, der sich auf den Bereich Urogynäkologie spezialisiert hat. „Etwa 60 Personen haben die Chance ergriffen, sich dem Thema bei unserer Infoveranstaltung zu stellen. Auch unsere Telefonhotline wurde von den Leserinnen und Lesern intensiv genutzt, um im persönlichen Gespräch Fragen zu stellen.“ Die interessantesten Empfehlungen des Experten haben wir im Folgenden für Sie zusammen gestellt:

Eine Anruferin litt trotz medikamentöser Behandlung schon seit einigen Jahren an einer unterschiedlich stark ausgeprägten Blasenschwäche mit unwillkürlichem Urinabgang. „Durch eine gynäkologische Untersuchung sollte in solchen Fällen eine Senkung von Beckenboden und Blase mit Beteiligung der Harnröhre ausgeschlossen werden. Denn eine sogenannte Trichterbildung der Harnröhre kann ein Auslöser für Inkontinenz sein“, erklärt Kesternich. Wer trotz medikamentöser Behandlung nachts häufig Harndrang verspürt, für den hat er einen zusätzlichen Tipp: „Wer von einer solchen Dranginkontinenz betroffen ist, sollte abends nicht mehr sehr viel trinken. Dies kann helfen, das nächtliche Aufstehen zu vermindern.“ Liegen erste Symptome einer Belastungsinkontinenz vor, sollten die Betroffenen unbedingt durch gezielte Beckenbodengymnastik vorbeugen. Dabei kann es sinnvoll sein, sich die Übungen vom Fachmann erklären zu lassen und sich die Funktion des Beckenbodens vom Frauenarzt im Ultraschall zeigen zu lassen.

Im Falle eines weiteren Anrufers, der einige Monate nach einer medikamentös behandelten Blasenentzündung plötzlich häufigen Harndrang und vermehrtes Schwitzen verspürte, riet Kesternich zum Ausschluss anderer Erkrankungen. Denn Ursachen für eine Dranginkontinenz können auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Nervenerkrankungen sein. Wer aufgrund einer anderen Erkrankung dauerhaft Medikamente einnehmen muss und an Blasenschwäche leidet, sollte die Medikation auf Nebenwirkungen prüfen (lassen): Denn manche Medikamente bewirken eine Blasenreizung und können so Auslöser des Problems sein.

Vor Nebenwirkungen aufgrund der Behandlung ihrer Dranginkontinenz mit lokal verabreichten Östrogenen brauchen Patientinnen keine Angst zu haben: „Studien haben eindeutig gezeigt, dass eine niedrig dosierte Östrogenbehandlung keine systemischen Nebenwirkungen hat, wie etwa die Pille. Daher können diese Präparate bedenkenlos als Dauertherapie eingesetzt werden“, beruhigt Kesternich.

Eine weitere Patientin schilderte Probleme mit tröpfchenweisem Urinabgang beim Sport. Auch hier sollte zunächst die Beckenbodengymnastik intensiviert werden. „Darüber hinaus kann man versuchen, die Harnröhre durch Einlage eines Tampons vor der sportlichen Aktivität zu unterstützen“, weiß Kesternich aus seiner Praxis.

Grundsätzlich sollten sich Betroffene schon bei den ersten Anzeichen einer Blasenschwäche vertrauensvoll an ihren Haus- oder Frauenarzt wenden oder sich in einer speziellen uro-gynäkologischen Sprechstunde vorstellen. Denn Inkontinenz ist in den meisten Fällen behandelbar, so dass es gar nicht erst dazu kommen muss, dass die Lebensqualität der Betroffenen leidet. Weitere Informationen zum Thema sowie zur Spezialsprechstunde „Inkontinenz“ der Klinik finden Interessierte unter www.st-josefs.de.