25. Juni 2015

Experten unter sich

„Netzwerk Essstörungen Bochum“ erleichtert Zugang zum Hilfesystem

Um Menschen mit einer Essstörung in Bochum und Umgebung künftig gezielter und schneller helfen zu können, ist das „Netzwerk Essstörungen“ ins Leben gerufen worden. Seit seiner Gründung im vergangenen Jahr haben sich rund 30 Teilnehmende verschiedener Einrichtungen zusammengefunden, die sich regelmäßig treffen, um untereinander Expertenwissen auszutauschen und damit Betroffenen Zugangswege zu erleichtern und Hilfen zu vermitteln.

Eine Essstörung beginnt oftmals mit einem gestörten Essverhalten, verursacht durch schwerwiegende seelische Probleme. Davon betroffen sind zumeist junge Menschen zwischen 14 und 35 Jahren, vor allem Mädchen und Frauen. Zu den typischen Essstörungen zählen die Anorexie (Magersucht), Bulimie (Essanfälle mit Erbrechen) sowie die Binge-Eating-Störung (Essanfälle bei starkem Übergewicht). Sie sind dringend behandlungsbedürftig – im Idealfall in einer Spezialklinik –, denn unbehandelt können diese Formen der Essstörung zu lebensbedrohlichen somatischen Erkrankungen führen.

Initiiert wurde die neue Expertengruppe daher von Dr. Gabriele Gerlach, stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), die sich auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert hat: „Die Wartezeiten für eine qualifizierte Behandlung in einer geeigneten Klinik sind lang“, räumt Gabriele Gerlach ein. „Dennoch gibt es verschiedene ambulante Angebote, die helfen können, die Wartezeiten gut zu überbrücken.“ Davon möchten die Mitglieder des neu gegründeten „Netzwerks Essstörungen Bochum“ profitieren: Damit Anlaufstellen und therapeutische Hilfen voneinander wissen, sich austauschen und gezielt angesprochen werden können, treffen sich regelmäßig Vertreter von Beratungsstellen, ambulanten Psychotherapieeinrichtungen, Kliniken, therapeutischen Wohngemeinschaften, Selbsthilfegruppen sowie niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten.

Das Netzwerk Essstörungen Bochum hat sich zum Ziel gesetzt, mit allen Beteiligten komplexe Modelle zur Prävention, Beratung, Behandlung, Rehabilitation und Betreuung zu erarbeiten und abzustimmen. Auf den Netzwerktreffen stellen sich die verschiedenen Einrichtungen mit ihren Kompetenzen vor und erhalten hier neue Erkenntnisse zum Thema „Essstörungen“.

Bildzeile:
Das „Netzwerk Essstörungen Bochum“ rührt die Werbetrommel – mit dabei (v.l.n.r.) Dr. Katrin Hötzel, Zentrum für Kinder- und Jugendpsychotherapie am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB, Dr. Gabriele Gerlach, stellv. Klinikdirektorin der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Prof. Dr. Stephan Herpertz, Klinikdirektor, und Markus Grave, Leitender Oberarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des HELIOS St. Josefs-Hospitals Bochum-Linden. (Bildquelle: LWL)