01. Oktober 2010

Eine zusätzliche Chance

Bereits 200 Patienten erhielten Transplantation

Die Medizinische Klinik III - Hämatologie und internistische Onkologie im St. Marien-Krankenhaus Siegen ist vom Land Nordrhein-Westfalen seit dem Jahr 2008 als Schwerpunkt für die Transplantationen von Blutstammzellen ausgewiesen. In der Klinik von Chefarzt Prof. Dr. med. Winfried Gassmann werden Stammzellen transplantiert, die aus dem Blut der Patienten (autolog) gewonnen wurden. Die meisten der bislang 200 behandelten Patienten hatten eine längere, sehr intensive Chemotherapie hinter sich und erhielten mit der Stammzell-Transplantation eine erneute Chance auf Heilung.

Die Schwerpunkte des Transplantationsprogramms der Medizinischen Klinik III liegen auf bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems, wie akuten Leukämien, oder des Lymphsystems. "Eingesetzt werden ausschließlich etablierte Verfahren der Transplantation adulter, also ausgereifter Stammzellen des Blutes. Keinesfalls werden embryonale Stammzellen verwendet", sagt Dr. med. Karsten Franke, leitender Oberarzt der Klinik.

Der Weg zur Verwirklichung des Stammzellzentrums begann bereits im Jahr 1998, als an der Medizinischen Klinik III das hiesige autologe Stammzell-Transplantationsprogramm startete. In den folgenden Jahren zeigte sich bei Patienten ein stetig steigender Bedarf für diese Therapie, was sich schließlich in der Schwerpunktausweisung im Jahr 2008 durch das Land Nordrhein-Westfalen zeitigte. Bis dahin mussten Patienten die mehrere Monate dauernde Behandlung weit entfernt vom Wohnort durchführen lassen.

"Die Finanzierung erforderlicher Baumaßnahmen im St. Marien-Krankenhaus Siegen erfolgte vollständig durch Eigenmittel und bis zu letzt hing das Damoklesschwert der Ausweisung als Schwerpunkt über dem Zentrum", erinnert sich Prof. Winfried Gassmann.

Der hohe Finanzierungsaufwand ist insbesondere auf die technische Ausrüstung zurückzuführen. Denn unmittelbar vor und nach der Stammzell-Transplantation sind die Patienten hochgradig infektionsgefährdet. Um sie vor krankheitserregenden Keimen zu schützen, wurden zahlreiche technische, bauliche und organisatorische Vorkehrungen getroffen. So werden die Zimmer mit nahezu keimfreier Luft versorgt, die aufwändig gefiltert, temperiert und be- oder entfeuchtet wird. Zudem wird in den Zimmern im Vergleich zu den vorgelagerten Stationsbereichen ein leichter Überdruck erzeugt. "So haben luftgetragene Partikel und Mikroorganismen nur wenige Chancen, in die Zimmer zu gelangen", erklärt Dr. Franke.

Auch das Trinkwasser wird speziell aufbereitet: In jeder Nasszelle sind Wasserfilter installiert, die am Waschbecken und in der Dusche praktisch keimfreies Wasser sicherstellen. Das Essen wird gesondert zubereitet, die Kleidung für Mitarbeiter, Besucher und teilweise auch für die Patienten wird separat zur Verfügung gestellt. "Trotz dieser umfangreichen Maßnahmen hängt der Erfolg der Hygiene entscheidend von den Menschen ab", führt Prof. Gassmann aus. Daher werden nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch Patienten und Angehörige immer wieder durch Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen auf die wesentlichen Aspekte der Infektionsverhütung hingewiesen.