14. September 2011

Die Wucht des erlebten Schicksals

Ausstellung anlässlich des Sozialen Forums 2011

Das Dekanat Siegen wählt mit der Ausstellung "Die Wucht des erlebten Schicksals" einen besonderen Weg, um auf das Soziale Forum 2011 hinzuweisen. Es zeigt vom 27. September bis zum 19. Oktober im St. Marien-Krankenhaus Siegen diese vielbeachtete Ausstellung des Hamburger Künstlers Ulrich Rölfing, die 25 Bewohner des Antoniusheim aus dem münsterländischen Vreden - ehemalige Obdachlose - porträtiert in Öl zeigt. Das Soziale Forum 2011 findet anlässlich seines 150-jährigen Jubiläums im St. Marien-Krankenhauses Siegen statt.

Der erste Blick auf die Bilder zerstört verbreitete Klischees: Die Porträts zeigen Menschen wie du und ich. Nur vereinzelt lassen die Gemalten erkennen, dass es sich um ehemalige Obdachlose handelt. Es drängt sich der Vergleich auf, dass das eine oder andere Bild in der "guten Stube" hängen könnte und vielleicht den Opa der Familie zeigt.

"Angesichts der Erfahrung, dass die Schere von arm und reich auch in wirtschaftlich besseren Zeiten immer weiter aufgeht, erscheint uns gerade diese Ausstellung geeignet, die Schwerpunkte des diesjährigen Sozialen Forums zu vermitteln", so Dechant Werner Wegener. "Insbesondere der erlebbaren Armut wollen wir uns stellen."

Dicke Striche, helle, aber nicht knallige Farben benutzte der Ulrich Rölfing, um die Bewohner des Antoniusheimes im münsterländischen Vreden zu malen. Fotografische "Schnappschüsse" hat er geschaffen, so genau sein Strich. Da ist beispielsweise der Mann, der mit schräg gestelltem Kopf skeptisch von unten nach oben blickt. Auf einem anderen Bild hat ein Mann mit Hut den Mund geöffnet - atemlos vielleicht, vielleicht aber auch staunend.

Isoliert betrachtet, sind die Bilder unspektakulär. Sie könnten also gut und gerne im Wohnzimmer hängen. Bemerkenswert werden sie erst, wenn man die Lebensgeschichten der porträtierten Männer liest. Mit ihrer Erzählung wandeln sich die Momentaufnahmen zu erlebten Schicksalen. Ihre Lebensgeschichten erzählen vom kleinen Glück – vom beruflichen Erfolg als Handwerker, vom Familienidyll. Und sie verdeutlichen, dass das Schicksal dieser Männer jedem widerfahren kann. Arbeitslosigkeit, Scheidung, plötzliche Krankheit - sie haben die Gemalten aus der Bahn geworfen. So wie Gerhard A.: Zwei gescheiterte Beziehungen liegen hinter dem gelernten Metzger. Eine hielt sogar zehn Jahre lang, vier Kinder sind aus dieser Verbindung hervorgegangen. Doch unterschwellig begleitete Gerhard A. immer ein Alkoholproblem. Als seine Mutter 2001 starb, kam der totale Absturz. Drei Jahre später landete er im Antoniusheim und fand dort über eine Beschäftigung in der Gärtnerei wieder zu einem fast normalen Leben.

"Wie bei der Ausstellung nehmen wir beim Sozialen Forum ein breites Spektrum von Situationen und Hintergründen in den Blick. Und dahinter verbergen sich individuelle und erlebte Schicksale", so Dechant Wegener.

Die Ausstellung "Die Wucht des erlebten Schicksals" ist montags bis sonntags von 8.30 bis 20.00 im Kapellenfoyer des St. Marien-Krankenhauses Siegen zu sehen. Eröffnet wird die Ausstellung am 27. September um 18.30 Uhr mit einem Gottesdienst. Der Eintritt ist frei. Das gleichnamige Buch ist im Verlag Aschendorff erschienen.