27. Oktober 2010

DemenzNetz Aachen weitet sein Angebot aus

1,5 Millionen Euro vom Land

Das DemenzNetz Aachen, gegründet 2008 als gemeinsame Initiative der Arbeitsgemeinschaft Aachener Hausärzte und des Alexianer-Krankenhauses Aachen, begleitet durch die Katholische Hochschule NRW, Abteilung Aachen, weitet sein Angebot aus. Inhaltlich nimmt das DemenzNetz mit einem neuen Schwerpunkt verstärkt die Komplexsituation Betroffener in den Blick. Ziel ist eine systematische Vernetzung der Versorgungsstrukturen zur Optimierung der Betreuung Demenzkranker und ihrer Angehörigen. Zudem erfolgt eine räumliche Ausweitung über das Aachener Stadtgebiet hinaus auf die gesamte Städteregion Aachen. Möglich wird diese Ausweitung durch eine Förderung als NRW-Modellprojekt nach § 45c SGB XI (Förderung zur Entwicklung von Versorgungsstrukturen in der Pflege), jeweils zur Hälfte getragen durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter sowie die Landesverbände der Pflegekassen. Weiterhin ist die Städteregion Aachen als Förderer und wichtiger Kooperationspartner beteiligt. Insgesamt erhält das DemenzNetz Aachen bis 2013 rund 1,5 Millionen Euro.
Das DemenzNetz Aachen bringt bei Demenzerkrankungen zu einem sehr frühen Zeitpunkt Hausärzte, Fachärzte und das gerontopsychiatrische Fachwissen des Alexianer-Krankenhauses zusammen, sodass eine optimierte Betreuung und Behandlung der Erkrankten frühzeitig möglich ist. Fall-Manager begleiten die Patienten und ihre Angehörigen zu Hause und stellen sicher, dass passgenaue Versorgungsangebote wahrgenommen werden. Ziel ist es, Betroffene möglichst lange zu Hause versorgen zu können. Im Projektzeitraum soll erhoben werden, ob sich das individuelle Fall-Management in die Regelfinanzierung durch die Kranken- und Pflegekassen übertragen lässt. Ein Kriterium könnte zum Beispiel der Nachweis sein, dass sich durch die individuelle Begleitung der Betroffenen Krankenhausaufenthalte verkürzen oder Heimaufenthalte verzögern und so Kosten gespart werden können. Im Projekt berücksichtigt werden Demenzerkrankte in Komplexsituationen.
Dabei kann es sich sowohl um medizinische Komplexsituationen (etwa schwierige Medikamenteneinstellung oder zusätzlich bestehende Erkrankungen), pflegerische Komplexsituationen (etwa bei sehr aufwendigem Pflegebedarf oder wenn mehrere spezialisierte Pflegedienste koordiniert werden müssen) oder psychosoziale Komplexsituationen (etwa Verwahrlosung oder Fehlen von Angehörigen) handeln.
Die räumliche Erweiterung des DemenzNetzes Aachen bezieht über das Stadtgebiet hinaus die gesamte Städteregion Aachen ein. "Wir werden systematisch auf die Versorgungsstrukturen schauen", erklärt Dr. Andreas Theilig, Projektleiter des DemenzNetzes Aachen und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses Aachen. "Welche Angebote für Menschen mit Demenz gibt es schon, welche fehlen? Wie arbeiten die bestehenden Angebote zusammen? Welche Strukturen müssen geschaffen werden?", nennt er zentrale Fragen. "Als Konsequenz können wir zum Beispiel feststellen, dass in ländlichen Regionen ein Fahrdienst benötigt wird, weil die nächstgelegene Tagespflege mit dem Bus nicht gut erreichbar ist. Oder dass Betroffene und Angehörige einen Ratgeber brauchen, der alle Angebote zusammenfasst - oder oder oder. Diese Lücken wollen wir schließen." Damit alle Aspekte berücksichtigt werden, bezieht das DemenzNetz alle in der Versorgung tätigen Institutionen ein.
Am 27. Oktober fand dazu eine Auftaktveranstaltung im Haus der StädteRegion statt, die sich zunächst an alle interessierten Haus- und Fachärzte der Städteregion wandte und das DemenzNetz vorstellte. Weitere wichtige Kooperationspartner sind z. B. die Alzheimer-Gesellschaft Aachen, die Vertreter der Kranken- und Pflegekassen, die Vertreter der regionalen Altenheime, das Amt für Altenarbeit der Städteregion und die Verbraucherzentrale NRW als Träger des Demenz-Servicezentrums Nordrhein-Westfalen Regio Aachen/Eifel. Im Frühjahr 2011 wird für alle Beteiligten ein runder Tisch seine Arbeit aufnehmen, an dem die bestehenden Versorgungsstrukturen erhoben und Konzepte zur Weiterentwicklung notwendiger Strukturen und Angebote erarbeitet werden.
Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes liegt beim Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Aachen.
Derzeit werden im Projekt rund 100 Patienten betreut, angestrebt werden 350 bis 400 Patienten. An Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen sowie interessierte Ärzte und Institutionen können sich jederzeit an das DemenzNetz Aachen wenden, Löhergraben 2, 52064 Aachen, Telefon: (02 41) 4 77 01-15 269. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.demenznetz-aachen.de.