21. Mai 2010

Demenz: Eine Herausforderung für alle Beteiligten

Veranstaltung im Bergmannsheil vermittelte Informationen und Ratschläge zum Umgang mit Demenz

„Demenz ist kein Randproblem, sondern geht uns alle an“ - diese Aussage bildete den Auftakt eines Informationsabends, der kürzlich im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil stattfand. Er stand unter dem Titel: „Demenz: Wie Pflege begleiten kann“. Dass das Thema die Menschen bewegt, bewies das große Interesse: Nur wenige Plätze im Café-Restaurant des Bergmannsheil blieben unbesetzt. Referentin Sabine Weidert (Bild), Mitglied der Pflegedirektion des Bergmannsheil, führte den Gästen vor Augen, was in den nächsten Jahrzehnten auf die Gesellschaft zukommt: „Deutschlandweit gibt es derzeit über eine Million Demenzerkrankte. Wenn sich die Zahlen der Neuerkrankungen weiterhin so stark entwickeln, werden wir bis zum Jahr 2050 doppelt so viele Patienten haben.“

Wenn sich die Selbst- und Außenwahrnehmung verändert

Für den krankhaften Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit gebe es derzeit keine Heilung, erläuterte die Referentin, daher komme es umso mehr auf eine möglichst optimale Betreuung von Demenzerkrankten an: „Angehörige und Pflegende müssen berücksichtigen, dass sich im Krankheitsverlauf die Selbstwahrnehmung wie die Wahrnehmung der Außenwelt verändern. Deshalb tuen Demenzerkrankte manchmal Dinge, die wir nicht begreifen. Man sollte dann jedoch nicht gleich korrigierend eingreifen und dem Betroffenen sein vermeintliches „Fehlverhalten“ vor Augen führen, sondern vielmehr versuchen, ihn in seiner eigenen Gefühls- und Erlebniswelt abzuholen.“

Wie dies geschehen kann, auch wenn Demenzpatienten ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen, machte Sabine Weidert am Beispiel Krankenhaus deutlich. Möglichst genaue Informationen zu Gewohnheiten, emotional wichtigen Ereignissen oder zu Vorlieben und Angewohnheiten seien entscheidend für eine gute Betreuung: „Beispielsweise kann es sein, dass ein Patient nicht essen will, weil er es gewohnt ist, vor dem Essen eine Serviette auf dem Schoß auszubreiten. Diesen Schlüsselimpuls kann sich ein Demenzpatient aber unter Umständen nicht bewusst machen oder ihn artikulieren, er merkt nur, dass etwas fehlt. Umso wichtiger ist es dann, im Austausch mit Angehörigen solche typischen Angewohnheiten zu erfahren.“ Einige Besucher nahmen auch das Angebot in Anspruch, ihren Angehörigen während der Veranstaltung im Bergmannsheil betreuen zu lassen. Dafür gibt es hier einen besonderen Raum: das „Café Memory“. Es ist mit Möbelstücken aus früheren Jahrzehnten eingerichtet und soll an das Erinnerungsvermögen der Patienten appellieren. Stationspersonal wie besonders qualifizierte Auszubildende der Krankenpflegeschule des Bergmannsheil standen für die Betreuung zur Verfügung.

Hilfe für die häusliche Betreuung

Ratschläge und Hinweise für die häusliche Betreuung von Demenzkranken gaben dann Heiderose Höfling von der Alzheimerhilfe Bochum und Christel Schulz von der Alzheimergesellschaft Bochum. Beide Einrichtungen leisten Hilfestellungen, damit Demenzkranke so lange wie möglich zu Hause leben können. „Wir qualifizieren beispielsweise pflegende Angehörige oder bieten verschiedene Betreuungsangebote an“, erklärte Heiderose Höfling. Christel Schulz machte deutlich, dass man als pflegender Angehöriger sich immer wieder neu orientieren und auf die Erfahrungswelt des Erkrankten einlassen müsse: „Viele Demenzpatienten mögen zum Beispiel kein klares Wasser und trinken daher zu wenig. Dann hilft es, auf gesüßte Getränke umzusteigen und öfter am Tag mit ihnen ‚anzustoßen’.“ In jedem Fall sei die Demenzerkrankung und der Umgang damit die schwierigste Herausforderung, die sich einem Menschen stellen kann und dennoch gebe es viele Möglichkeiten, auch diesen Lebensabschnitt lebenswert zu gestalten - darin waren sich die Referentinnen einig.

Weitere Informationen im Internet unter:

www.alzheimer-bochum.de
- Internetseite der Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V.

www.drkcms.de/drkbo/alzheimerhilfe.html
- Internetseite der Alzheimerhilfe des DRK-Kreisverbandes Bochum e.V.

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum - repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung. In 22 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 19.000 Patienten stationär und ca. 60.000 ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: www.bergmannsheil.de.

Weitere Informationen:

Sabine Weidert
Mitarbeiterin der Pflegedirektion
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: +49 234 302-6918
E-Mail: sabine.weidert@bergmannsheil.de