03. April 2013
Dem Tumor seine Grenzen zeigen
Neue OP-Methode bei Gebärmutterhalskrebs am Heilig Geist-Krankenhaus
Die onkologische Forschung schreitet stetig voran und bietet neue Erkenntnisse für die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs. Nun ist das Heilig Geist-Krankenhaus in Köln Vorreiter für die strukturierte Behandlung mit einer neuen OP-Methode.
Anja H.* ist 46 Jahre alt, als sie wegen starker Blutungen ins Heilig Geist-Krankenhaus kommt. Bei der gynäkologischen Untersuchung finden die Ärzte einen vier Zentimeter großen Tumor am Gebärmutterhals, der sich als bösartig herausstellt. „Für mich brach eine Welt zusammen“, erinnert sich Anja H. Ein Lichtblick: Es gibt keine Metastasen, Anja H. kann mit einer neuen Methode operiert werden, die ihr um 15 Prozent verbesserte Überlebensaussichten lässt.
„Bei der neuen Operationsmethode, der Totalen Mesometrialen Resektion (TMMR), wird die entwicklungsgeschichtliche Entstehungsweise von Zellstrukturen berücksichtigt“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Henryk Pilch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Heilig Geist-Krankenhaus. Im Klartext heißt das: Der Tumor des Gebärmutterhalses breitet sich nicht einfach räumlich aus, sondern bewegt sich innerhalb der Körpergebiete, die sich in der embryonalen Entwicklung aus denselben Zellen gebildet haben. „Unmittelbar benachbartes Gewebe wie die Harnblase oder der Darm sind entwicklungsgeschichtlich anders entstanden und werden deshalb erst, wenn überhaupt, sehr spät in Mitleidenschaft gezogen“, berichtet der Mediziner. Diese Erkenntnisse stammen von Prof. Michael Höckel von der Uniklinik Leipzig und halten jetzt nach und nach Einzug in die klinische Praxis. In Köln ist das Heilig Geist-Krankenhaus die erste Klinik, die diese Methode strukturiert anwendet und an einer weiteren Studie teilnimmt. Chefarzt Dr. Henryk Pilch war selbst zwei Jahre lang bei Prof. Michael Höckel als Leitender Oberarzt tätig und konnte so die Methode aus erster Hand erlernen.
Am 21.03.2013 wird Anja H. als erste Patientin im Heilig Geist-Krankenhaus von Dr. Henryk Pilch mit der TMMR behandelt. Der im Körperbauplan festgelegte Gewebebereich (Kompartiment) wird vollständig operativ entfernt, ebenso die Lymphknoten des kleinen Beckens. Benachbarte Organstrukturen wie Blase und Darm werden nicht in Mitleidenschaft gezogen, die Operation ist zudem sehr nervenschonend. „So kommt es nicht zu sonst üblichen Komplikation wie Blasen- oder Darmentleerungsstörungen“, berichtet Dr. Henryk Pilch. Ein weiterer Vorteil für die Patientin: Auf eine Bestrahlung kann im weiteren Behandlungsverlauf verzichtet werden – so gibt es keine schlimmen Nebenwirkungen. Nach wenigen Tagen kann Anja H. die Klinik verlassen – mit einer größeren Sicherheit als dies bei einer der herkömmlichen Operationsmethoden der Fall gewesen wäre. „Die üblichen Methoden sind weniger gut definiert und berücksichtigen nicht die neuesten onkologischen Erkenntnisse“, fasst Dr. Henryk Pilch zusammen. „Nun hat die Patientin die größtmögliche onkologische Sicherheit – damit geht es ihr insgesamt viel besser!“
* Name geändert