27. März 2015

Damit Angehörige auch sich im Blick haben

LWL-Klinik Herten erweitert ihr Angebot für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen

Vor zehn Jahren wurde die Informationsreihe „Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist“ als Angebot der LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen eingerichtet. Zwei Mal im Jahr laden die Klinik-Experten seitdem zu ihrer Themenreihe ein, die jeweils an mehreren Abenden Angehörigen die Gelegenheit gibt, sich über verschiedene psychiatrische Erkrankungsbilder und entsprechende Hilfen zu informieren. In diesem Jahr wird das Angebot erweitert: Neben den Gruppen für Angehörige von Menschen mit einer affektiven Störung, zu der die Depression oder bipolare Erkrankung zählt, sowie von psychotisch/schizophren erkrankten Menschen wird in diesem Jahr eine dritte Gruppe gegründet, die die Ehe- und Lebenspartner von postpartal psychisch erkrankten Müttern in den Blick nimmt.

Seit zwölf Jahren werden in der Mutter-Kind-Einheit der LWL-Klinik Herten Frauen behandelt, die nach der Geburt ihres Kindes in eine psychische Krise geraten sind. Nicht bei allen Müttern löst die Geburt des Kindes Glücksgefühle aus. Ursache kann eine postpartale Depression sein. Die LWL-Klinik bietet in ihrer Einheit eine qualifizierte und bindungsfördernde Behandlung von Mutter und Kind an. Hier werden sie gemeinsam stationär aufgenommen und behandelt, insbesondere auch um Entwicklungsstörungen mit langfristigen emotionalen und kognitiven Folgen beim Kind zu vermeiden. „Damit die Väter die Erkrankung ihrer Partnerinnen nachvollziehen und Verständnis für die Not der Mütter aufbringen können, benötigen sie selbst auch Hilfe und Anleitung“, erklärt Dr. Luc Turmes, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten, die Motivation für die Einrichtung der Vätergruppe.

„Bei allen psychischen Erkrankungen ist es wichtig zu beachten, dass nicht nur an die Patientinnen und Patienten gedacht werden muss, sondern auch an die Angehörigen“, erinnert der Ärztliche Direktor weiter eindringlich. „Denn wenn Menschen psychisch erkranken, sind automatisch auch die Angehörigen betroffen.“ Sie müssen sich mit Erkrankungen auseinandersetzen, die in der Gesellschaft nicht selten verschwiegen oder ignoriert werden. Die Angehörigen stehen unter einem großen Druck. „Informationen helfen, aber auch der Erfahrungsaustausch unter den Angehörigen“, so Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag, Koordinatorin der Angehörigenreihe in der LWL-Klinik Herten. „Wir bieten ihnen mit unseren Gruppenangeboten den geeigneten Rahmen.“

Das Konzept ist in allen Gruppen gleich: Im Austausch mit Ärzten, Sozialarbeitern, Pflegefachkräften und einer Seelsorgerin werden an sechs Themenabenden grundlegende Informationen über psychische Erkrankungen vermittelt. Symptome, Ursachen, Entwicklungen, Verlauf und der Umgang mit Belastungen und Krisen sind Inhalte der Gespräche sowie der Austausch untereinander. An einem Abend beantwortet ein Facharzt Fragen zum Umgang mit Medikamenten und zu Behandlungsmöglichkeiten, an einem weiteren Abend zum Thema Psychopharmakotherapie.

Nach den Osterferien stehen erneut zwei parallele Gruppenangebote auf dem Programm, die jeweils gezielt auf die unterschiedlichen Erkrankungen eingehen werden. Die erste Gruppe startet am Dienstag, 14. April 2015, und richtet sich an Angehörige von psychisch erkrankten Menschen, die unter affektiven Störungen leiden. Verantwortlich für diese Gruppe sind die Diplom-Sozialarbeiterinnen Andrea Arlt-Ingenhaag und Annkathrin Heinz sowie Pfarrerin Ulrike Nowoczin. Ab Mittwoch, 15. April, führen die seit vielen Jahren in der Psychiatrie tätigen Fachkräfte Susanne Gotzian und Dirk Ahmann durch die zweite Gruppe mit dem Schwerpunkt „Psychose/Schizophrenie“.

Interessierte Angehörige sind zu insgesamt sechs Themenabenden im Zeitraum vom 14.4. bis 19.5.2015 (1. Gruppe) und vom 15.4. bis 19.5.2015 (2. Gruppe) mit einem gemeinsamen Termin am 19.5., jeweils von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr, im Konferenzraum der LWL-Klinik Herten (Im Schloßpark 20), eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos und unabhängig davon, ob sich ein Familienmitglied in stationärer Behandlung befindet. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Bildzeile:
Zeigen den Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen, dass sie nicht alleine sind (v.l.n.r.):
Klinikseelsorgerin Pfr. Ulrike Nowoczin, Pflegefachkraft Dirk Ahmann, Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag, Ärztlicher Direktor Dr. Luc Turmes und Diplom-Sozialarbeiterin Annkathrin Heinz (im Bild fehlt Susanne Gotzian). (Bildquelle: LWL)