16. Juni 2011
Blasenschwäche ist behandelbar!
St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten schaltet Telefonhotline anlässlich der Welt-Kontinenz-Woche
Mit fünf bis acht Millionen Betroffenen ist Blasenschwäche ("Harninkontinenz") eine weit verbreitete Erkrankung, von der nicht nur ältere Frauen betroffen sind. Auch mehr als ein Viertel der Frauen zwischen 25 und 29 Jahren leiden an einer Belastungsinkontinenz - verliert also ungewollt Urin bei körperlichen Belastungen, aber auch beim Husten, Niesen oder Lachen. Männer sind zwar seltener betroffen, leiden aber genauso unter den Folgen der Erkrankung: Eingeschränkte Bewegungsfreiheit, sozialer Rückzug und Schamgefühl führen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität. Wird als Konsequenz auf die Blasenschwäche die Trinkmenge reduziert, sind Kopfschmerzen, Schwindel und Stürze häufig die Folge. Darüber hinaus ist Inkontinenz der häufigste Grund zur Einweisung in ein Pflegeheim, weil sich die Angehörigen mit der starken Blasenschwäche eines pflegebedürftigen Angehörigen überfordert fühlen. Trotz allem ist Inkontinenz ein Tabuthema und wird selbst beim Arztbesuch häufig verschwiegen.
Um dem Thema mehr Öffentlichkeit zu geben, wurde die Woche vom 20. bis zum 26. Juni 2011 von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zur Welt-Kontinenz-Woche ausgerufen. Auch das Team der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des St.-Josefs-Krankenhauses Salzkotten beteiligt sich am 21. und 22. Juni 2011 mit einer Telefonhotline für Betroffene daran. In der Zeit zwischen 17 und 19 Uhr stehen die Experten an den beiden Tagen unter der Telefonnummer 05258/ 10-8995 für alle Fragen zum Thema zur Verfügung.
Ziel der Aktionswoche ist es, besonders auf das Thema aufmerksam zu machen und die Betroffenen mit verschiedenen Angeboten über die wichtigen Therapiemöglichkeiten aufzuklären - denn Inkontinenz kann in den meisten Fällen vollkommen geheilt werden.
Dabei erfolgt die Therapie der Blasenschwäche sehr individuell. Man unterscheidet zwischen konservativen und operativen Maßnahmen: In leichteren Fällen einer Belastungsinkontinenz genügt schon die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Wenn das nicht ausreicht, sind chirurgische Methoden sinnvoll, die heute sehr schonend eingesetzt werden können. Als sogenannter "Goldstandard" gilt dabei das Schlingenverfahren. Die Harnröhre wird dabei durch ein spezielles Band (TVT) leicht angehoben und dauerhaft stabilisiert. Dieser Eingriff dauert nur knapp 20 Minuten und wird aufgrund seiner Erfolge sehr häufig angewendet. 97 % aller Frauen sind nach der Operation beschwerdefrei, auch Sport ist wieder problemlos möglich.
Dennoch gibt es Fälle, in denen die Operation nicht sinnvoll ist oder von den Betroffenen abgelehnt wird. Dann kann die sogenannte Bulkamid-Therapie weiterhelfen. Dabei wird ein spezielles Hydrogel zwischen Harnröhre und Schließmuskel injiziert, wodurch der Verschluss wieder hergestellt wird. Sinnvoll ist das Verfahren unter anderem bei älteren Patientinnen, aber auch bei nicht abgeschlossener Familienplanung.
Inkontinenz ist eine weit verbreitete und sehr belastende Erkrankung. Die Betroffenen sollten trotz Schamgefühl allen ihren Mut zusammen nehmen und sich Hilfe holen. Denn alle Inkontinenzformen sind behandelbar! Voraussetzung dafür ist eine kompetente ärztliche Betreuung durch Fachärzte für Gynäkologie oder Urologie, die eventuell weitere Spezialisten hinzuziehen können. Weitere Informationen zum Thema und zur Telefonaktion erhalten Interessierte unter www.st-josefs.de.