09. Dezember 2022

1. VKD-NRW-Energiemanagement-Symposium für Kliniken

© Marien Gesellschaft Siegen gGmbH Siegen. Der Gesundheitssektor weist einen Anteil von 4,4 Prozent an den Treibhausgasemissionen auf. Krankenhäuser zählen dabei zu den Ressourcen-intensiven Großverbrauchern. Aber wie kann darauf angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen reagiert werden? Und wie gelingt eine erfolgreiche Dekarbonisierung der Kliniken in der Zukunft? Darüber diskutierten circa 60 Klinikmanager und Technische Leiter auf dem ersten Energiemanagement-Symposium des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands – Landesgruppe Nordrhein-Westfalen am 27. Oktober in Iserlohn. Kernthemen waren der Weg hin zur Klimaneutralität und die Herausforderungen des Energiemanagements für Kliniken.

Nach einleitenden Worten von des Landesgruppen-Vorsitzenden Wolfgang Mueller, Geschäftsführer Vestische Caritas-Kliniken GmbH, eröffnete Oliver Wagner, Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut mit dem Einführungsvortrag „Wege zur Klimaneutralität im Krankenhaus – Quick Win‘s zur Energieeinsparung“ das Symposium. Dabei legte er auch gleich zu Beginn den Finger in die Wunden, die viele Krankenhausmanager aktuell beschäftigen: Drastischer und historisch einmaliger Anstieg der Energieträgerpreise mit Blick auf Erdgas, Öl und Kohle, die reale und begründete Sorge hinsichtlich erwartbarer physischer Knappheiten und die Befürchtung vor sozialen Verwerfungen und Spannungen, die letztendlich die Kliniken unmittelbar betreffen. Sodann zeigte er mit Gebäudeenergie und Wärme- sowie Stromeffizienz mögliche Handlungsfelder auf, aus denen er dann, in Anlehnung an das jüngst publizierte Gutachten im Auftrag der nordrhein-westfälischen Krankenhausgesellschaft (KGNW), zehn Maßnahmen für Kliniken ableitete: Etablierung eines Klimaschutzmanagements, Ausbau der Photovoltaik, Nutzung von Wärme- und Kälteerzeugung, energetische Sanierung der Gebäudehüllen, Umstellung auf LED-Beleuchtung, Einsatz von Heizungspumpen, Weiterentwicklung der Lüftungsanlagen, Umstieg der Mobilität mit Blick auf Mitarbeitende, Ausbau der E-Mobilität und Einsatz klimafreundlicher Narkosegase.

Gefragt von Moderator Hans-Jürgen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen und Vorstandsmitglied der Landesgruppe, wie angesichts der akuten Bedrohungslage mit kurzfristen Maßnahmen reagiert werden könne, stellte der Experte vom Wuppertal Institut eine Reihe von sog. Quick-Win‘s vor: So könne der Wärmebedarf in nicht patientennahmen Bereichen unmittelbar gesenkt werden. Auch könne viel über Dämmung etwa von Heizungsrohren oder von Fenstern erreicht werden.

Nach dem Vortrag referierten dann Stefan Bolle und Andreas Bünker von GASAG Solution Plus über den Einsatz neuer Energien im Krankenhaus. Das Für und Wider von Blockheizkraftwerken stand dabei genauso im Fokus wie Vertragsfragen nach einem Auslaufen aktueller Vereinbarungen. Dabei wagten die beiden Referenten einen kurzen Blick in die „Glaskugel“ und die zu erwartende Preisentwicklung in den nächsten Monaten: „Es ist davon auszugehen, dass sowohl Gas- als auch Strompreise dauerhaft auf einem höheren Niveau bleiben werden, als wir es in der Vergangenheit gesehen haben“, so die GASAG-Experten.

Im Rahmen der Überleitung auf das zentrale Zukunftsthema, zeigten die Experten anschließend auf, dass, unabhängig von den akuten Herausforderungen, ein langfristiger Fahrplan zur Dekarbonisierung des Krankenhauses aufgestellt werden müsse, dessen Umsetzung für Kliniken den Weg zur CO2- und Klimaneutralität ebnet. Wichtige Bausteine auf dem Weg dorthin sind sog. „Möglichmacher-Technologien“, die den „Fuel-Switch-Technologien“ vorgeschaltet sein sollten. Bundesweites Ziel laut Klimaschutzgesetz 2021 ist das Erreichen der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045.

Da über alle Kliniken das „Damokles-Schwert“ Steuer zu hängen scheint, bildete dieses Thema einen besonderen Schwerpunkt; es ergänzte jeweils die Referate der Energieexperten. Christoph Beine, Steuerberater und geschäftsführender Partner, Eliotax GmbH Steuerberatungsgesellschaft, konnte hier jedoch mit seinem gesplitteten Vortrag „Steuerlich einwandfrei durch die Energiekrise“ leichte Signal der Entwarnung an die Teilnehmer adressieren: Die Steuerbehörden wüssten um die besondere Situation und das würde auch zeitversetzt zum Zeitpunkt möglicher Prüfungen gelten. Besonders wies er auf das Gesetz zur temporären Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Gaslieferungen über das Erdgasnetz und auf die Zuschussmöglichkeiten für Mitarbeitende hin.

Die kompakte Veranstaltung, in der es auch nach offiziellem Schluss ausreichend Raum für Fragen an und Diskussion mit den Referenten gab, endete mit einem Fazit und einigen Take-Home-Messages für die anwesenden Klinikmanager.