21. März 2013

20 Jahre Gerontopsychiatrische Tagesklinik

In der Gerontopsychiatrischen Tagesklinik der Alexianer in Aachen finden seelisch erkrankte ältere Menschen bereits seit 20 Jahren ein spezialisiertes therapeutisches Angebot. Von der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung über Krankengymnastik, Musik- und Ergotherapie bis hin zu Ausflügen werden sie tagsüber umfassend begleitet und kehren abends wieder in ihr Lebensumfeld zurück. Am 20. März feierte die Klinik ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest für Mitarbeiter und niedergelassene Haus- und Fachärzte. Die Tagesklinik ist ein Angebot des Gerontopsychiatrischen Zentrums (GPZ) der Alexianer, das auf die Behandlung seelischer Erkrankungen im Alter spezialisiert ist.
Dr. med. Andreas Theilig, Chefarzt im Alexianer-Krankenhaus Aachen, begrüßte bei der Jubiläumsfeier die Gäste. „Rund ein Viertel der Menschen ab 65 Jahren leiden an einer oder mehreren seelischen Erkrankungen, zum Beispiel an Depressionen, Ängsten, Suchterkrankungen oder Gedächtnisstörungen“, machte er deutlich. „In unserer Tagesklinik mit zehn Plätzen bieten wir eine umfassende Behandlung für Senioren sowie Beratung für sie und ihre Angehörigen.“
In der Tagesklinik behandelt ein Team aus Therapeuten, Ärzten, Sozialarbeitern und Pflegekräften Patienten ab 55 Jahren. Das Besondere: Therapie und das gewohnte, häusliche Umfeld sind eng verzahnt, sodass veränderte Verhaltensweisen sofort in den Alltag übernommen und therapeutisch begleitet werden können. Die teilstationäre Klinik bietet gegenüber einem stationären Klinikaufenthalt den Vorteil, dass die Patienten in ihrer Wohnung leben können und gleichzeitig das gesamte Therapieangebot einer Klinik nutzen.
Oberärztin in der Tagesklinik ist Sabine Heddenhausen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärztin für Allgemeinmedizin. Sie blickte bei der Feier zurück auf 20 Jahre, in denen jährlich im Durchschnitt 90 Senioren in der Tagesklinik behandelt wurden. Gestartet 1992 in einer Parterre-Wohnung in der Stromgasse hinter dem Roskapellchen, war die Gerontopsychiatrische Tagesklinik das erste teilstationäre Angebot des Alexianer-Krankenhauses. 1998 folgte der Umzug in die jetzigen Räume in der Mörgensstraße 17.
Häufig behandelte Erkrankungen sind depressive Symptome, Ängste, Schmerzen und unlösbar erscheinende Konflikte mit nahestehenden Menschen. Zunehmend werden Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung oder einer anderen Traumafolge-Störung behandelt. „Es hat sich herausgestellt, dass hinter einer Depression oder Ängsten bei älteren Menschen häufig traumatische Ereignisse in der Kindheit stehen, zum Beispiel Übergriffe durch Familienangehörige. Auch wenn Patienten über Jahre hinweg keine Symptome haben, kann sich die Störung im Alter wieder äußern“, erklärte Heddenhausen die Krankheitsbilder.
Das therapeutische Konzept verbindet unter anderem lösungsorientierte Strategien mit Verfahren zur Selbstberuhigung und Selbstwahrnehmung. Das gelebte Leben wertschätzend zu betrachten, Verluste und Nicht-Erreichtes zu betrauern und neue lebenszufriedene Perspektiven zu finden, können Behandlungsziele sein. „Wichtig ist darüber hinaus ein enger Austausch mit dem Alltag der Patienten, weil sie jeden Nachmittag wieder in ihre häusliche Umgebung zurückkehren“, sagte Heddenhausen und bedankte sich herzlich bei allen Kooperationspartnern und Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit.
Infotafeln zum Thema 20 Jahre Tagesklinik in Aachen, Deutschland und der Welt sowie eine Darstellung einzelner Therapieelemente „zum Anfassen“ rundeten das Vortragsprogramm ab. Der Kurzfilm „Edgar“ regte dazu an, gerade im Alter auch einmal Vertrautes zu verlassen und neue Wege zu gehen. „Eine seelische Erkrankung im Alter kann uns alle treffen. Doch niemand muss darunter leiden. Es gibt viele gute Angebote, die individuell helfen. Bei uns in der Tagesklinik gehören auch Humor und Lachen dazu“, resümierte Sabine Heddenhausen.
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Seidenmalerei ist ein Angebot der Ergotherapie für die Patienten der Tagesklinik. Bei der Jubiläumsfeier malte das Team der Tagesklinik (v. r. n. l): Oberärztin Sabine Heddenhausen, Chefarzt Dr. med. Andreas Theilig, Sozialarbeiterin Andrea Wucher, Diplom-Psychologin Christina Posseik, Krankenschwester Sabine Hoffmann, Krankenpfleger Eckhard Tombeux und Ergotherapeutin Karin Borrys