30. September 2022

Deutsche Krankenhäuser belegen bei Digitalisierung im internationalen Vergleich das Mittelfeld

KHZG-Zwischenbericht des „DigitalRadar“ verrät erste Lösungsansätze

© © eldarnurkovic - stock.adobe.com Über das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) investieren Bund und Länder bis zu 4,3 Milliarden Euro in die digitale Infrastruktur der Krankenhäuser. Um zu prüfen, wo besonderer Bedarf besteht, wie und ob die Gelder ankommen und wie sie zu besseren Versorgungsstrukturen beitragen, initiierte das Bundesgesundheitsministerium den „DigitalRadar“. Mitte September stellte das mit der Messung beauftragte Konsortium den Zwischenbericht der ersten nationalen Reifegradmessung deutscher Krankenhäuser vor. Fazit: Deutsche Krankenhäuser liegen in puncto Digitalisierung im internationalen Vergleich im Mittelfeld – mit Luft nach oben und hohem, noch zu erschließendem Potenzial. Das zeigt, wie dringend notwendig die finanzielle KHZG-Unterstützung der Kliniken durch Bund und Länder ist.

Indikator einer „digitalen Reife“ bildet der sogenannte „DigitalRadar Score (DR-Score)“. Der Wert 0 steht für „nicht digitalisiert“, 100 bedeutet „voll digitalisiert“. Die Kriterien lauten:

  • Strukturen und Systeme
  • Resilienz-Management und Performanz
  • Informationsaustausch
  • Klinische Prozesse
  • Organisatorische Steuerung und Datenmanagement
  • Patientenpartizipation
  • Telehealth

Es erfolgte eine Befragung von insgesamt 1.624 Krankenhäusern im gesamten Bundesgebiet zwischen Oktober und Dezember 2021.

NRW bei Digitalisierung in der oberen Hälfte

Im Durchschnitt kamen die deutschen Krankenhäuser auf einen Wert von 33. Nordrhein-Westfalen lag im Bundesländer-Vergleich mit einem DR-Score von 35 in der oberen Hälfte. Allerdings sind sowohl einzelne Häuser als auch Bundesländer nur begrenzt miteinander zu vergleichen. Denn die Krankenhäuser unterscheiden sich in ihrer Vergütungsform (Diagnosis Related Groups/DRG oder Pauschalierendes Entgeltsystem für Psychiatrie und Psychosomatik/PEPP), nach Größe, Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Trägerschaft, nach Bettenklassen (Grund-, Regel-, Zentral- oder Maximalversorger) und nach Gewichtung der Sektoren (ambulant oder stationär). All diese Faktoren beeinflussen nachhaltig innerhalb eines Krankenhauses den Bedarf und die Aufgaben der Digitalisierung.

Großes Problem: langsame Datenübertragung

Am besten mit der Digitalisierung schaut es in den Kliniken im Bereich der „Strukturen und Systeme“ (55 von 100) aus. Der größte Nachholbedarf besteht hingegen bei „Patientenpartizipation“ (5) und „Telehealth“ (18). Auch an schnellen Datenverbindungen hapert es oft: 56 Prozent der Krankenhäuser kämpfen mit einer Datenübertragungsrate von unter 500 Mbit pro Sekunde.

Allgemein steigt in einer höheren Bettenklasse der DigitalRadar Score. Doch es gibt auch einige kleinere Krankenhäuser mit hoher digitaler Reife. Über die Gründe und Lösungsmöglichkeiten verrät dieser erste Zwischenbericht jedoch noch zu wenig. Doch schon diese ersten Ergebnisse helfen Krankenhäusern und Behörden dabei, Digitalstrategien abzuleiten, Schwerpunkte zu setzen und gezielte Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Nun läuft die Vorbereitung auf die zweite, bevorstehende Datenerhebung an. Diese soll beispielsweise ermitteln, wie Digitalisierungsgrad und Versorgungsqualität zusammenhängen und wie sich Schnittstellenprobleme künftig vermeiden lassen.