13. April 2022

Krankenhäuser fit machen für Menschen mit Demenz

Blickwechsel Demenz.NRW unterstützt Mitarbeitende im Krankenhaus

© Ocskay Mark - stock.adobe.com Wenn Menschen mit Demenz wegen anderer Erkrankungen oder nach einem Unfall im Krankenhaus behandelt werden, kann das für die erkrankte Person selbst und für das Personal eine große Herausforderung sein. Zur Unterstützung der Mitarbeitenden in den Krankenhäusern hat das Projekt „Blickwechsel Demenz.NRW“ des Paritätischen NRW einen Kurzfilm und Arbeitshilfen zum Thema Delir entwickelt. Das Delir wird oft als Verwirrtheitszustand beschrieben. In der Regel tritt ein Delir im Zusammenhang mit akuten gesundheitlichen Störungen auf und ist grundsätzlich heilbar – wenn es erkannt wird. Betroffen sind oft Menschen mit Demenz, die damit besondere Risiken tragen.

Die aktuellen Unterstützungsangebote zum Thema Delir wurden gemeinsam mit den Partnerinnen im Projekt entwickelt. Beteiligt sind die Ärztekammern Nordrhein (ÄKNO) und Westfalen-Lippe (ÄKWL), die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) sowie Expertinnen und Experten des Netzwerks Demenz im Krankenhaus NRW.

Andrea Büngeler, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen NRW, erläutert: „Nachmittags apathisch, nachts außer Rand und Band und gestern operiert - was kann das sein? - Ein Delir! Die akute Bewusstseinsstörung, die bei schwerer Krankheit oder nach Operationen auftritt, kann unbehandelt das Gehirn dauerhaft schädigen.“ Etwa die Hälfte aller über 65-Jährigen erleidet ein postoperatives Delir nach einer Hüft-OP. Die Mortalität liegt hier bei 10 - 65 Prozent. „Das Gute dabei: Wir können etwas tun, um dies zu vermeiden. Wichtig ist, dass das Delir erkannt wird – oder im Idealfall durch präventives Handeln vermieden wird. Hier möchten wir die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern sensibilisieren und unterstützen“, versichert Büngeler.

Gerade ältere Patientinnen und Patienten mit einer Demenzerkrankung sind besonders durch ein Delir gefährdet. Die Folgen sind vielschichtig: Diese Menschen werden noch desorientierter, Halluzinationen können auftreten, die Demenz verschlechtert sich, die Angehörigen machen sich große Sorgen und der Genesungsprozess verzögert sich. Für die Krankenhäuser ist es sehr aufwändig, Menschen mit einem Delir zu versorgen. Besser ist es, ein Delir von Beginn an zu vermeiden – oder zumindest sehr schnell zu erkennen und zu behandeln.

Informationen für Angehörige und Krankenhauspersonal frei verfügbar

Hier setzt das Projekt des Paritätischen NRW an. Auf der Internetseite http://www.blickwechseldemenz.de stehen der Kurzfilm und gesammelte Informationen zu Diagnose, Prävention und Therapie, Symptomen und Risiken sowie zu Testverfahren in einem „Delir-Fächer“ frei zum Download für alle Interessierten bereit. Außerdem können Druckexemplare vom Fächer bestellt werden. Angesprochen sind in erster Linie Pflegerinnen und Pfleger sowie Medizinerinnen und Mediziner. Aber auch weitere Mitarbeitende zum Beispiel in der der Krankengymnastik oder Ergotherapie sowie Angehörige profitieren davon.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann unterstreicht die Bedeutung des Projektes: „Die Abläufe und Routinen eines Krankenhauses sind selten auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet. Das wollen wir ändern. Wir sind Schritt für Schritt auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus. So können wir die Versorgung von Menschen mit einer Demenzerkrankung verbessern und auch die Angehörigen entlasten.“ Gerade das Thema Delir sei vielen noch unbekannt. „Daher freut es mich umso mehr, dass das Projekt „Blickwechsel Demenz.NRW“ dafür sensibilisiert und über Präventions- sowie Behandlungsmaßnahmen aufgeklärt“, betont Laumann.

Weiterführende Links

Hintergrundinformation

Bereits seit 2005 unterstützt der Paritätische NRW Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen dabei, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Demenz zu verbessern. Gefördert wird das aktuelle Projekt „Blickwechsel Demenz.NRW“ vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS).