11. April 2022

TI 2.0: Hat die neue Generation den Nutzer im Blick?

© Blue Planet Studio - stock.adobe.com Düsseldorf, 11.04.2022 – Arztpraxen, Apotheken, Pflegedienste, Krankenkassen und Krankenhäuser tauschen immer wieder und immer mehr sensible medizinische Daten aus. Dafür wurde im Jahr 2003 eine technische Plattform für die sichere Vernetzung geschaffen: die Telematikinfrastruktur – abgekürzt TI. Verantwortlich für die Entwicklung und den Betrieb der TI ist die Nationale Agentur für Digitale Medizin, genannt „Gematik“. Sie wird bis 2025 die TI überarbeiten und durch eine modernisierte neue Generation namens TI 2.0 ersetzen.

Das Fachforum Telematik beim Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH (ZTG) fordert dafür in einem Positionspapier, die TI 2.0 nutzergerechter und patientenorientierter zu gestalten. Gleichzeitig begrüßt das ZTG ein weiteres Vorhaben: die Gematik als eigenständige Gesundheitsagentur aufzustellen.

Analoge Kommunikationsstrukturen hielten den heutigen Anforderungen nicht mehr Stand, betont das Fachforum in seinem Papier und unterstützt, dass die neue Bundesregierung das Gesundheitswesen digitalisieren möchte. Die Neuaufstellung der TI im Zuge der Digitalisierung sei ein wichtiger Schritt.

Versorgung in den Mittelpunkt stellen

Bei der Integration der TI 2.0 sollten für alle Beteiligten weniger die Umsetzung von Verwaltungsaufgaben, sondern die bestmögliche Gesundheitsversorgung im Vordergrund stehen. Der konkrete Nutzen für Patientinnen und Patienten, Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen müsse mit der TI 2.0 erhöht werden.

Zudem erwartet das Fachforum Telematik den „barrierefreien Zugang für alters-, geistig- oder körperlich bedingt eingeschränkte Patientinnen und Patienten“. Dies sei von Anfang an zwingend erforderlich und ließe sich mit der elektronischen Patientenakte (ePA) umsetzen.

Empfehlungen für den Generationswechsel

Für eine erfolgreiche Erneuerung und den Austausch der Systeme empfiehlt das Fachforum Telematik verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:

  • ein klares Migrationskonzept mit sukzessiver, planbarer Umstellung und Erweiterung,
  • ein intelligentes Testverfahren mit Testumgebung und regionalen Feldtests,
  • eine vollwertige Referenzumgebung für Schulungs- und Übungszwecke sowie
  • eine klare nutzerbezogene Kommunikationsstrategie.

Bei der Umstellung vom alten auf das neue System fehlen bisher eine Strategie und ein klares Migrationskonzept. Das Konzept solle die Umstellung Schritt für Schritt planbar machen. Miteinberechnet werden müsse dabei der Parallelbetrieb der TI und der TI 2.0, auch wenn der gleichzeitige Ablauf nur übergangsweise stattfinde.

Derzeit sei es nicht möglich, dass die neuen Produkte der nächsten TI-Generation unter realitätsnahen Bedingungen getestet werden können. Das Fachforum sieht darin ein Problem, denn regionale Testungen im Anwendungsgebiet seien absolut notwendig, um frühzeitig Fehler zu erkennen. Die Hersteller müssten im Vorhinein in einer angemessenen Testumgebung erproben können, ob die Produkte praxisorientiert sind. Ein gut vorbereiteter Testbetrieb sei somit essenziell für eine rasche Umsetzung.

Am Ende steht und fällt alles mit der Akzeptanz des neuen Systems und der Bereitschaft der potenziellen Anwenderinnen und Anwender, es umfassend zu nutzen. Auch darauf weist das Fachforum in seinem Positionspapier hin. Schon in der Phase des Aufbaus sollten Nutzerinnen und Nutzer aktiv eingebunden und somit an der Ausgestaltung der TI 2.0 beteiligt werden. Die bestehenden Strukturen reichten für eine solche Beteiligung jedoch nicht aus.

Um den Nutzen verständlich zu darzulegen, müsse ein abgestimmtes Kommunikationskonzept umgesetzt werden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die bisher gewählte Art der Vermittlung nicht ausreichend sei. Den Nutzerinnen und Nutzern müsse der Mehrwert der nächsten Generation der TI klar, informativ und orientiert an ihren Bedürfnissen aufgezeigt werden. Auf diesem Weg können die Zielgruppen die Vorteile der TI 2.0 erkennen.

Hintergrund
Die Telematikinfrastruktur (TI) ist die Basis für die elektronische Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen wie Arztpraxen, Apotheken, Pflegedienste, Krankenkassen und Krankenhäuser. Verantwortlich dafür ist die Nationale Agentur für Digitale Medizin, genannt „Gematik“. Im Januar 2021 kündigte die Gematik in einem Whitepaper die zweite Generation der bestehenden TI an: die TI 2.0. Bis 2025 soll die Umstellung auf die TI 2.0 abgeschlossen sein.

Das Positionspapier des Fachforums Telematik der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH finden Sie hier zum Download.
Das Whitepaper (Absichtserklärung) der Gematik zur Überarbeitung der Telematikinfrastruktur mit dem Titel „Arena für digitale Medizin. Whitepaper Telematikinfrastruktur 2.0 für ein föderalistisch vernetztes Gesundheitssystem“ können Sie hier downloaden.