07. April 2022

KLIK green zieht Bilanz: Mit über 1.600 Maßnahmen in rund 200 Krankenhäusern Richtung Klimaneutralität

© Projekt KLIK green Düsseldorf, 07.04.2022 – Nach dreijähriger Projektlaufzeit ziehen die Beteiligten von „KLIK green – Klimaschutz trifft Krankenhaus“ ein positives Fazit: Mit über 1.600 Maßnahmen werden die rund 200 Krankenhäuser und 50 Reha-Kliniken voraussichtlich 200.000 Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen einsparen. Zur Einordnung: Das entspricht den Emissionen von rund 40.000 Hin- und Rückflügen von Deutschland auf die Malediven. Die Ergebnisse des Projektes stellten die die Verbundpartner BUND Berlin, das Universitätsklinikum Jena und die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) zusammen mit Klimamanagerinnen und Klimamanagern beteiligter Krankenhäuser auf einer Abschluss-Pressekonferenz vor.

Insgesamt 187 Krankenhausbeschäftigte ließen sich bundesweit seit Projektstart im Mai 2019 zu Klimamanagerinnen und Klimamanagern ausbilden. Mit 64 beteiligten Einrichtungen waren die NRW-Kliniken am häufigsten vertreten – das ist jedes fünfte Krankenhaus. Die Finanzierung übernahm die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Die Fachkräfte stammen aus den Bereichen Verwaltung, Technik, Pflege sowie Ärzteschaft. Sie entwickelten viele kreative Konzepte, um Treibhausgasemissionen in ihren Einrichtungen zu verringern, und setzten die Ideen im Arbeitsalltag um. Die Klimamanagerinnen und Klimamanager koordinieren die Klimaschutzmaßnahmen intern. Dazu bündelten sie ihr Wissen zusammen mit Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen ihrer Einrichtung in Klimateams und tauschten ihre Erfahrungen aus.

Vielseitige Möglichkeiten für mehr Klimaschutz im Krankenhaus

Die Maßnahmen, um klimaschädliche Treibhausgase einzusparen, sind vielfältig. Insgesamt 1.640 laufende und abgeschlossene Maßnahmen initiierte und realisierte „KLIK green“. So entstand ein umfassender Fundus an Praxisbeispielen für effizienten Klimaschutz in Kliniken, auf den alle Klimamanagerinnen und Klimamanager zugreifen können. Besonders im Bereich Energieversorgung konnten die teilnehmenden Einrichtungen kurzfristig Erfolge erzielen. Die Beleuchtung und Belüftung nach dem tatsächlichen Bedarf einzustellen, sparte rund 80.000 Tonnen klimaschädliche Treibhausgase, sogenannte Kohlendioxid-Äquivalente (CO2äq), ein. Dafür trugen die Klimafachkräfte 338 Maßnahmen zusammen. Mit 188 Maßnahmen, mit denen die Stromproduktion auf erneuerbaren Energien umgestellt wird, sparten die Teilnehmer 68.000 Tonnen CO2äq ein. 84 Maßnahmen widmen sich dem Energieaufwand in der täglichen Speisenversorgung, mit denen 8.500 Tonnen klimaschädliche Treibhausgase eingespart werden konnten.

Klimaneutralität braucht Investitionen

„KLIK green“ konzentriert sich vor allem auf diejenigen Einsparmaßnahmen, die keine zusätzlichen finanziellen Mittel erfordern oder nur geringe Investitionen beanspruchen. Zwei Drittel der Klimaschutzmaßnahmen waren „nicht investiv“ (27 Prozent) oder nur „gering investiv“ (38 Prozent). Beachtenswert sind in diesem Zusammenhang die Treibhauswirkungen von Narkosemitteln wie „Desfluran“, das 2.540-fach klimaschädlicher als CO2 ist. Der Einsatz alternativer Anästhetika kann den CO2-Fußabdruck enorm verringern – ohne das zusätzliche Kosten entstehen.

Die größte Absenkung von Treibhausgas-Emissionen (62 Prozent) wurde allerdings mit „investiven“ Maßnahmen erreicht. Um Klimaneutralität in den Kliniken bis 2045 zu erreichen, seien aufwendige Maßnahmen notwendig, stellte Projektleiterin Annegret Dickhoff vom BUND Berlin heraus. Dazu gehörten Umbauten der Gebäudetechnik oder Dämmmaßnahmen der Gebäudehülle. Derzeit kämen die Bundesländer ihrer Verpflichtung jedoch nicht nach, die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Es sei daher dringend geboten, dass den Krankenhäusern von politischer Seite Finanzierungsmöglichkeiten angeboten werden würden.

Klimaneutralität braucht Management

Neben der Finanzierung muss Klimaschutz aber auch als Ziel des Managements in jedem Krankenhaus begriffen werden. Klare Konzepte müssen entwickelt und Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Die Positionen der Klimamanagerinnen und Klimamanager in den Krankenhäusern zu stärken, sei ein erster wichtiger Schritt. Entscheidungen müssen dann auch unter ökologischen Gesichtspunkten erörtert werden. Einige Krankenhäuser würden zum Beispiel einem internen Beschluss folgen, nach dem das Haus bis zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral zu sein habe, sagte Dickhoff.

Auch nach Ende der Projektlaufzeit greifen die Verbundpartner das Thema weiter auf. Sie stehen den Klimamanagerinnen und Klimamanagern weiterhin zur Verfügung und pflegen die Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten. Sie bieten einen Zugang zu Informationsmaterial sowie Beratung an. Verschiedene Veranstaltungen sind geplant und Weiterbildungen terminiert. Das langfristige Ziel, Klimaschutz im gesamten Gesundheitswesen zu fördern und dort als Berufsfeld zu etablieren, bleibt damit über KLIK green hinaus bestehen.

Die Abschlussveranstaltung können Sie hier auf youtube sehen: https://www.youtube.com/watch?v=WZ9hl26Mng8

Bild: Zusammen mit den schon ausgebildeten Klimanagerinnen und Klimamanagern blicken die Verbundpartner von „KLIK green“ in eine klimaneutrale Zukunft für die Krankenhäuser (© Projekt KLIK green)