03. Dezember 2021

BKK-Gesundheitsreport 2021: Beschäftigte im Gesundheitswesen überdurchschnittlich häufig von Erkrankung bedroht

© BKK-Dachverband: Stationäre Versorgung - KH-Kennzahlen der BKK Versicherten nach Bundesländern (Wohnort) - Alter und Geschlecht standardisiert/unstandardisiert im Vergleich (Berichtsjahr 2020) Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf unsere Arbeitswelt, die Mitarbeitenden und auf die stationären Behandlungen? Was trägt die beschleunigte Digitalisierung dazu bei? Wie gestaltet sich das Arbeitsmodell der Zukunft? Der BKK Dachverband hat die Daten seiner rund neun Millionen Versicherten aus dem Jahr 2020 ausgewertet und Umfragen unter Beschäftigten in seinen soeben veröffentlichten „BKK-Gesundheitsreport 2021“ einfließen lassen. Was direkt ins Auge fällt: Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen, vor allem das Kranken- und Altenpflegepersonal, sowie im Bereich Erziehung und Soziales, vorwiegend Erzieherinnen und Erzieher sowie Kita-Betreuerinnen und -Betreuer für Kinder im Vorschulalter, sind besonders häufig von Arbeitsunfähigkeit (AU) aufgrund von COVID-19 betroffen. In diesen Berufsgruppen sind die Beschäftigten zum einen einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Zum anderen bedingt die Tatsache, dass in diesem Bereich deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten, dass insgesamt mehr COVID-19-bedingte AU-Fälle/-Tage bei den weiblichen Beschäftigten auftreten.

Trotz Corona: konstante Verweildauer im Krankenhaus

Auch über die Lage in den Krankenhäusern gibt der BKK-Gesundheitsreport Aufschluss: Die Fallzahlen sind im von Corona geprägten Jahr 2020 um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken: von 202 stationär Behandelten pro 1.000 Versicherten auf 171. Von allen BKK-Versicherten wurden 2020 mit 11,9 Prozent weniger Menschen stationär aufgenommen als im Jahr zuvor (13 Prozent). Hierfür macht der Report zum einen die Angst der Erkrankten vor Ansteckung, zum anderen die von der Politik geforderte Freihaltung von Behandlungskapazitäten, beispielsweise durch Verschiebung geplanter Eingriffe, und die Ausgleichszahlungen an die Krankenhäuser verantwortlich. Konstant blieb lediglich die Verweildauer: Rund zwei Drittel verließen die Klinik spätestens nach einer Woche, nur drei Prozent erst nach frühestens sechs Wochen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug neun Tage. Zum Vergleich: Vor 25 Jahren, vor Einführung des Fallpauschalen(DRG)-Systems, waren es noch knapp zwei Wochen.

Am häufigsten bildeten Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Grund stationärer Behandlungen, gefolgt von Neubildungen (Tumoren) – vor allem im Bereich der Bronchien und Lunge – und Erkrankungen des Verdauungssystems. Nicht aus dem Blick geraten dürfen psychische Störungen: Aus ihnen resultieren nach wie vor die meisten stationären Behandlungstage. Doch auch hier erbrachte das Jahr 2020 einen überdurchschnittlichen Rückgang von 17,9 Prozent. Bei den Tumoren fiel er mit rund acht Prozent deutlich geringer aus.

Sozialer Status beeinflusst Gesundheit

Auch das Geschlecht, der Beruf, der soziale Status und der Bildungsgrad wirken sich auf die Gesundheit aus, zumindest unter den BKK-Versicherten, von denen die Hälfte zu den Beschäftigten zählt. Männer begeben sich etwas häufiger in stationäre Behandlung als Frauen. Der Unterschied zeigt sich besonders bei Atemwegserkrankungen. Für über 60-Jährige sind Herz-Kreislauferkrankungen der häufigste Grund einer Krankenhausbehandlung. Bei den unter 60-Jährigen resultieren die meisten stationären Fälle und Behandlungstage aus psychischen Störungen.

Der BKK-Report unterscheidet bei der Beschäftigungsart Wirtschaftsabschnitte und Berufssegmente/Branchen. So verzeichnen männliche Beschäftigte der Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung mit 927 Tagen je 1.000 BKK-Mitglieder die meisten Krankenhaustage aller Berufsgruppen. Bei den Branchen liegen – standardisiert, das heißt bereinigt nach Alter und Geschlecht – die Sicherheitsberufe vorn, dicht dahinter folgen die medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufe mit 850 Krankenhaustagen je 1.000 versicherte Mitglieder. Zum Vergleich: Bei männlichen Beschäftigten, die freiberuflich, in wissenschaftlicher oder in technischer Dienstleistung tätig sind, sind es gerade einmal 552 Tage. Rentner und Arbeitslose begeben sich deutlich öfter und länger in stationärer Behandlung als Beschäftigte oder Familienangehörige der Versicherten – bei Arbeitslosen überwiegend aufgrund psychischer Störungen. Beschäftigte mit (Fach-)Abitur weisen rund 40 Prozent weniger Behandlungsfälle und -tage auf als solche mit Haupt- oder Volksschulabschluss.

NRW bei Krankenhausfällen/-tagen im oberen Drittel

Auf Bundesländer heruntergebrochen liegt Nordrhein-Westfalen sowohl bei den Krankenhausfällen als auch -tagen mit (alters- und geschlechtsbereinigten) 202 Fällen und 1.764 Tagen bei 1.000 Versicherten im oberen Drittel. Bundesweiter Durchschnitt: 183 Fälle und 1.644 Tage. Jeweilige Spitzenreiter in den Kategorien sind hier Bremen mit 2.011 Tagen (bei jedoch nur 180 Fällen) sowie Thüringen mit 212 Fällen (bei 1.886 Tagen). Bei der Dauer der Krankenhaustage pro Versichertem belegt, auf Kreise und kreisfreie Städte bezogen, mit Herne (2,4 Tage) eine NRW-Kommune bundesweit Rang drei bei den meisten Tagen in stationärer Behandlung pro Versichertem.