14. Oktober 2021

WHO: Durch Klimawandel in die medizinische Katastrophe

© Photosindia.Com.Llc - adobe.stock.com Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt: Extreme Hitze, Fluten, Wald- und Landbrände, Dürren – 2021 habe viele Rekorde gebrochen. Die Klimakrise sei real, die Konsequenzen daraus für unsere Gesundheit verheerend. Nie seien die gesundheitlichen Argumente für schnelle Klimamaßnahmen deutlicher zum Vorschein getreten. Mit diesen Worten öffnet der Bericht der WHO, der im Vorfeld der UN-Klimakonferenz (COP 26) die wichtigsten Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger zusammenfasst. Die nächsten Jahre seien ein entscheidendes Zeitfenster für die zu treffenden Klimaverpflichtungen. Der gesundheitliche Nutzen durch Klimaschutzmaßnahmen sei gut dokumentiert und unbestreitbar. Der Gewinn für die allgemeine Gesundheit durch Klimaschutz sei ein überzeugendes Argument für den transformativen Wandel. Der Gesundheitssektor sei dabei ein verlässlicher und einflussreicher Partner.

Über 150 Organisationen und 400 Gesundheitsexperten waren an der Erstellung der insgesamt zehn WHO-Empfehlungen beteiligt. Mehr als 300 Organisationen, die über 45 Millionen Gesundheitsfachkräfte repräsentieren, unterschrieben einen offenen Brief an die nationalen Delegationen des COP 26. Die Forderung: „Erfüllen Sie Ihre Verantwortung! Intensivieren Sie Ihre Handlungen zum Klimaschutz! Handeln Sie jetzt und entschieden!“

Der Antrieb der Unterzeichner speist sich aus ihren tagtäglichen Erfahrungen: In Krankenhäusern und Gesundheitszentren – weltweit reagieren die medizinischen Fachkräfte auf die vom Klimawandel hervorgerufenen Gesundheitsschäden. Daher: Jeder Schritt hin zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zahle auf das Leben und die Gesundheit der Weltbevölkerung ein. Ausdrücklich heben die Unterzeichner des Aufrufes die Abkehr von fossilen Energieträgern und die Kürzungen von Treibhausgasemissionen hervor. Gesundheitssysteme müssten zukünftig widerstandfähig und nachhaltig gestaltet sein.

Welchen Beitrag leisten die Krankenhäuser für den Klimaschutz?

Auch Krankenhäuser und Reha-Kliniken sind ressourcenintensive Großverbraucher, die einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Vorbildlich unterstützt dabei das Projekt „KLIK green“. Es bietet bundesweit über 250 Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen die Möglichkeit, aktiv Maßnahmen zum Schutz des Klimas umzusetzen. In NRW sind nach aktuellem Stand 64 Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen dabei. Ziel: Ersparnis bei Energie, Material und Ressourcen, Reduzierung der Betriebskosten sowie eine Verringerung der CO2-Emissionen bei den beteiligten Häusern von insgesamt 100.000 Tonnen. Das Projekt bietet Workshops und Schulungen. Darin können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Fachkraft für Klimamanagement qualifizieren. Einzelne Maßnahmen lassen sich schon mit geringem Aufwand realisieren, Klimaneutralität und Klimaanpassung erfordern deutlich größere Investitionen. Darüber hinaus unterstützt das Projekt bei der Recherche und Beantragung von Fördermitteln, beispielsweise bei Förderbanken wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Gleichzeitig bildet das Projekt das Netzwerk der Klimamanagerinnen und -manager und fördert den Austausch über die Einrichtungen hinaus.

Die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) fördert „KLIK green“ zwischen dem 1. Mai 2019 und 30. April 2022. Aber Klimaschutz im Krankenhaus endet nicht mit dem Auslaufen eines Förderprogramms – im Gegenteil. Die beteiligten Krankenhäuser befinden sich bei Förderende größtenteils mitten in der Projekt-Umsetzungsphase. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) plädiert daher dafür, sie weiter dabei zu begleiten, nachhaltig zur Reduktion der CO2-Emissionen beizutragen. Auch sollte Klimaschutz flächendeckend und nachhaltig in den Kliniken verankert werden. Hier lässt sich aus den Arbeitsergebnissen und Erfahrungen von „KLIK green“ viel lernen. Um in Richtung Klimaneutralität entscheidend voranzukommen, benötigen die Kliniken spürbare Unterstützung durch Bund und Länder. Allein mit den derzeit bereitstehenden Investitionsmitteln ist eine so große und gesellschaftlich wichtige Aufgabe nicht zu stemmen.