09. Juli 2013

Versorgung von Demenzerkrankten für Kliniken eine große Herausforderung – Neues Programm zur Unterstützung der Krankenhäuser

Der Paritätische NRW und die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) stellten heute im St. Anna Hospital in Herne das landesweite Projekt „Förderung der Umsetzung demenzsensibler Versorgungsprojekte“ vor. Über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu der Informationsveranstaltung zu dem vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) geförderten Projekt.

„Mit Hilfe des Programms soll es den Krankenhäusern schneller gelingen, ein effizientes demenzsensibles Konzept umzusetzen und das Personal deutlich zu entlasten. So kann die Versorgung betroffener Patientinnen und Patienten in möglichst kurzer Zeit den spezifischen Bedürfnissen angepasst werden und Demenzerkrankte können dadurch das Krankenhaus in einem besseren Allgemeinzustand verlassen“, stellte Dr. Susanne Angerhausen als Projektleiterin von der GSP - Gesellschaft für soziale Projekte, die über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus verfügt, im Rahmen der Veranstaltung heraus.

„Viele nordrhein-westfälische Krankenhäuser entwickeln bereits für Patienten, die neben ihrer akuten Erkrankung eine dementielle Störung aufweisen, Strukturen, um den Anforderungen demenzkranker Patienten und ihrer Behandlung gerecht werden zu können. Hier kann das Unterstützungsprogramm wichtige Hilfestellung bei der Umsetzung leisten“, erklärte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen und wies auf den hohen Hilfe- und Pflegebedarf bei der Patientenversorgung von chronisch Kranken sowie bei psychischen und vor allem dementiellen Erkrankungen hin. Hier stünden die Krankenhäuser aufgrund des Ärztemangels und des sich abzeichnenden Mangels an Pflegepersonal vor großen Herausforderungen, so Brink.

Im Verlauf der Veranstaltung wurde betont, dass eine weitere Verbesserung der Versorgung der Patientengruppe dementiell Erkrankter anzustreben ist, da im Vergleich zu gleichaltrigen Patientinnen und Patienten ohne kognitive Störungen Demenzerkrankte ein deutlich höheres Risiko haben, durch einen Krankenhausaufenthalt an Selbstständigkeit und Lebensqualität zu verlieren. So werden die Betroffenen durch die Belastung ihrer akuten Erkrankung und durch den Wechsel der Umgebung sowie die Änderung ihrer Gewohnheiten verunsichert und können mit Angst und Abwehr auf diese Situation reagieren.

Viele Krankenhäuser wollen sich im Zusammenhang mit kontinuierlich steigenden Versorgungszahlen von Menschen mit einer Demenz oder mit kognitiven Störungen besser auf die Bedarfe dieser Patientengruppe einstellen und die Abläufe und Routinen in der Behandlung auf die besonderen Anforderungen dieser Menschen ausrichten, um Risiken für die Patientinnen und Patienten sowie zusätzliche Belastungen für die Mitarbeitenden zu vermeiden.

Im Rahmen des Projekts wurde ein Programm für Krankenhäuser in NRW zur Verbesserung der Versorgung demenzkranker Patientinnen und Patienten erarbeitet, um die Krankenhäuser zu unterstützen, die während der Entwicklungs- und Einführungsphasen von demenzsensiblen Konzepten vor großen Herausforderungen stehen.

Im Zuge der Vorstellung des Unterstützungsprogramms hoben Dr. Susanne Angerhausen und Cornelia Plenter von der GSP hervor, dass die Kliniken bei der Umsetzung von Maßnahmen, mit denen die Versorgung von Menschen mit einer Demenz an deren Bedürfnisse angepasst werden, ebenso wie bei der Entwicklung und Einführung von passgenauen Konzepten für eine demenzsensible Versorgung unterstützt werden sollen. Weiterhin sollen die Kompetenzen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei der Entwicklung und Umsetzung von Prozessen in diesem Bereich gestärkt werden.

In diesem Kontext erläuterte Dr. Klaus Wingenfeld, Geschäftsführung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, die zentralen Elemente einer demenzsensiblen Versorgung im Krankenhaus, die zur Optimierung von Pflege und medizinischer Behandlung führen und die Versorgungssituation Demenzkranker in den Kliniken weiter verbessern können.

Ihre Erfahrung aus der Praxis bei der Implementierung von demenzsensiblen Versorgungstrukturen stellten Kim-Holger Kreft, Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhaus Viersen, und Elke Harms als Pflegedirektorin am Beispiel ihres Krankenhauses dar.
Das in Herne vorgestellte Programm sieht in der weiteren Umsetzung vor, dass die konkrete Unterstützung der Projektverantwortlichen in den Kliniken und die Vermittlung der Inhalte über einen Zeitraum von zwei Jahren u. a. durch eine Reihe von sechs fachlich begleiteten Praxis-Workshops erfolgt, die im Dezember 2013 beginnen sollen.

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, in der die Krankenhausträger und ihre Spitzenverbände der 401 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen sind, unterstützt als Kooperationspartner aktiv das landesweite Projekt – insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.

Weitere Details zur Veranstaltung und zum Unterstützungsprogramm können Sie den beigefügten Flyern entnehmen.

Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie in Kürze unter www.blickwechseldemenz.de