05. Januar 2018

Mehr Patientensicherheit durch Medikations-Analyse

Jetzt zwei speziell qualifizierte Apothekerinnen im Einsatz

Häufig sind es ältere Menschen, die täglich verschiedene Medikamente einnehmen müssen. Steht dann ein Krankenhausaufenthalt an, so sind im Rahmen der klinischen Therapie oft zusätzliche Medikamente erforderlich. Um dabei unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden, stehen den Ärzten der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH die Arzneimittel-Spezialisten der Krankenhaus-Apotheke beratend zur Seite.

Der Leidensweg der 83-jährige Patientin war bereits lang: von zwei Krankenhausaufenthalten nach einem Infekt und dem Verdacht auf Krankenhausdelir, über dauerhafte Übelkeit, Erbrechen und drastischen Gewichtsverlust, bis schließlich zu völliger Unterzuckerung, Austrocknung und geistiger Verwirrtheit. Nach ihrer Aufnahme in das St. Josefs-Krankenhaus, das zur St. Vincenz-Krankenhaus GmbH gehört, wurden in der Medizinischen Klinik dann auch die zwölf verschiedenen Medikamente, die die Patientin inzwischen einnahm, auf Interaktionen und Risiken untersucht. Nach akribischer Austarierung konnte die Medikation schließlich behutsam auf drei Präparate reduziert werden und die Patientin erholte sich zusehends.

„Fälle wie dieser sind keine Seltenheit“, weiß Martin Bochen, Leiter der St. Vincenz- Krankenhausapotheke. „Wer zahlreiche Präparate gleichzeitig einnimmt, dem kann es passieren, dass diese sich gegenseitig beeinflussen und dann unerwartete Nebenwirkungen haben.“ Nicht immer werde das ausreichend berücksichtigt und die Dosierung entsprechend genau angepasst. Hier sieht Bochen eine wichtige Aufgabe der Krankenhausapotheke. Im St. Vincenz-Krankenhaus ist deshalb eine speziell qualifizierte Apothekerin ausschließlich für die pharmazeutische Beratung der Stationen zuständig, seit Mitte 2017 eine weitere.

Im Rahmen der „pharmazeutischen Visiten“ gehen die beiden Apothekerinnen direkt in die Stationen, begleiten die Ärzte bei der Visite, befragen die Patienten mitunter auch persönlich und prüfen deren Krankenakten. Gemeinsam mit dem klinisch tätigen Arzt untersuchen sie die notwendigen Medikamente auf Dosierungen, Verträglichkeit und mögliche Neben- und Wechselwirkungen, um so die Behandlung zu optimieren. „Für die Beurteilung müssen immer viele Faktoren berücksichtigt werden“, erklärt Stationsapothekerin Jessica Spyra, die für ihre Medikations-Analyse unter anderem auch auf spezielle Interaktionsdatenbanken zugreift. Das seien neben Alter, Geschlecht und Gewicht der Patienten, unter anderem auch Krankheitsbild, Dosierung und Darreichungsformen sowie Einnahmezeiten und -intervalle.

Für die Ärzte ist die klinisch-pharmazeutische Beratung eine willkommene Unterstützung, bestätigt Dr. Gerhard Sandmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik am St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten. Schließlich könne kein Arzt alle Medikamenten-Interaktionen im Kopf haben. „So steht uns für die klinische Medikation bei Bedarf zusätzliches pharmakologisches Know-how zur Verfügung. Und im individuellen Einzelfall kann jeder Arzt schnell mal nachfragen.“