17. Juli 2012

6. Krankenhaus-Qualitätstag NRW am 04.07.2012 in Bochum

Das neue Patientenrechtegesetz, Patientensicherheit, stabile Prozesse im Krankenhaus und Zertifizierungsverfahren waren die Themen des 6. Qualitätstages der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen am 04.07.2012 im Zentrum für IT-Sicherheit in Bochum.

Zur Eröffnung erläuterte Dr. Eleftheria Lehmann, die seit Mai 2012 als erste Patientenbeauftragte der Landesregierung NRW tätig ist, die geplanten Regelungen zum Beschwerde- und Risikomanagement im neuen Patientenrechtegesetz. Als Lotsin im Gesundheitssystem wird Dr. Lehmann für die Belange von Patienten und Angehörigen eintreten sowie deren Beschwerden und Erfahrungen bündeln und Probleme im System sichtbar machen. Als mögliche Ansatzpunkte für ihre Arbeit mit den Krankenhäusern verwies sie auf Verbesserungspotenziale, die in einer kürzlich vom Aktionsbündnis Patientensicherheit veröffentlichten Umfrage zum Risikomanagement in Krankenhäusern aufgezeigt wurden. Neben dem Aufbau rein formaler Strukturen, wie Beschwerdemanager und Beinahe-Fehler-Meldesysteme müsse Patientensicherheit ein Leitgedanke der Unternehmensführung werden, erläuterte die Patientenbeauftragte.

Auf die Vielzahl bestehender Zertifizierungsverfahren für QM-Systeme ging Dr. Bettina Hahne, Qualitätsmanagerin der Marienhaus-Gruppe St. Wendel, in ihrem Vortrag ein. Sie bewertete unterschiedliche Verfahren nach ihrem Beitrag zu einem umfassenden Qualitätsmanagement für Krankenhäuser und gab Hinweise zur Orientierung. Als Lösungsansatz empfahl sie, das QM-Handbuch unabhängig vom Zertifizierungsverfahren zu gliedern und so den Anforderungen wechselnder Zertifizierungsverfahren gerecht werden zu können. Wünschenswert sei, wenn die Qualitätsmanager Kenntnisse zu möglichst vielen Zertifizierungsverfahren hätten. Auf dieser Grundlage müsse dann jedes Krankenhaus unter Berücksichtigung des Entwicklungsstandes des hausinternen Qualitätsmanagements entscheiden, welche Zertifizierungsverfahren bevorzugt werden sollen.

Dr. Ulrich Paschen, Institut für Qualität-Systeme in Medizin und Wissenschaft GmbH in Hamburg, stellte den aktuellen Entwurf für die DIN EN 15224 zur Zertifizierung von Einrichtungen des Gesundheitswesens vor. Die Norm überträgt die Anforderungen der DIN EN ISO 9001 auf die Gesundheitsversorgung. So werden die Anforderungen in einer Sprache formuliert, die von Krankenhausmitarbeitern besser verstanden wird. Die DIN EN 15224 definiert dabei den klinischen (Behandlungs-)Prozess als das Produkt, das von Einrichtungen des Gesundheitswesens „hergestellt“ wird. Ergänzend zur ISO 9001 benennt sie elf Qualitätsmerkmale für den klinischen Prozess: angemessene und richtige Versorgung, Verfügbarkeit, Kontinuität der Versorgung, Wirksamkeit, Effizienz, Gleichheit, evidenzbasierte/wissensbasierte Versorgung, auf den Patienten, einschließlich der auf körperliche und psychologische Unversehrtheit ausgerichtete Versorgung, Einbeziehung des Patienten, Patientensicherheit sowie Rechtzeitigkeit/Zugänglichkeit.

Dr. Paschen, einer der Co-Autoren der Norm, vertrat die Ansicht, dass die neue DIN EN 15224 im Bereich des Gesundheitswesens die DIN EN ISO 9001 ablösen wird, wenn von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAKKS) die konkreten Zertifizierungskriterien ausgearbeitet sein werden.

Am Nachmittag wurde die Diskussion um Zertifizierungsverfahren im Workshop „Zertifizierungsverfahren vergleichen“ fortgesetzt. Experten der drei wichtigsten Verfahren zur Zertifizierung von Krankenhäusern KTQ, DIN EN ISO 9001 und EFQM sowie eine Vertreterin der Deutschen Krebsgesellschaft für die Verfahren zur Zertifizierung von Organkrebszentren diskutierten mit den Teilnehmern über Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren und über die Unverträglichkeiten bzw. Inkompatibilitäten zwischen den Verfahren.

Dem Thema „Prozesse stabilisieren“ widmete sich ein weiterer der Workshops am Nachmittag. Welche Möglichkeiten und Methoden eingesetzt werden können, um Prozesse zu stabilisieren, wurde anhand der Praxisbeispiele zur Etablierung von Sturzprophylaxe-Standards am Universitätsklinikum Dresden von Thomas Petzold, und der Patientenkoordination im Zusammenhang mit dem Aufnahme- und Entlassmanagement im Klinikum der Stadt Soest von Daniela Lenze vorgestellt und mit den Teilnehmer diskutiert.

Vier unterschiedliche Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit wurden im dritten Nachmittagsworkshop vorgestellt. Claus Zippel von der Universität Witten/Herdecke beleuchtete mögliche Risiken, die sich durch die Anwendung von Medizingeräten beim Patienten ergeben. Außerdem wurde das Hygienekonzept aus dem Klinikum Herford sowie Maßnahmen für eine bessere Arzneimittelsicherheit im Marienhospital Gelsenkirchen präsentiert. Hardy Müller, der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit zeigte auf, wie Patienten durch Motivation und Einbeziehung in den Behandlungsprozess, zur Optimierung von Prozessen und Fehlervermeidung im Krankenhaus beitragen können.

Die Präsentationen des 6. Krankenhaus-Qualitätstages NRW finden Sie hier.

Eine Auswahl von Fotos finden Sie hier.