26. Oktober 2011

7. Krankenhaus-Umwelttag NRW am 18.10.2011 in Bochum

Schwerpunkte des 7. Krankenhaus-Umwelttages am 18. Oktober 2011 im Zentrum für IT-Sicherheit in Bochum mit über 70 Teilnehmern waren Organisationsstrukturen, Energieeffizienz, Arzneimittel im Krankenhausabwasser und Haftungsrecht für Abfallbeauftragte. Der Krankenhaus-Umwelttag wurde wie in den vergangenen Jahren von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), dem Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus NRW und dem Fachverband Krankenhaustechnik (FKT) organisiert und durchgeführt.

Auf der Veranstaltung wurde über die organisatorische Einbindung des Umweltschutzes in die Krankenhausorganisation diskutiert und gelungene Beispiele für Umweltschutz im Krankenhaus vorgestellt. Außerdem bestand reichlich Gelegenheit zum fachlichen Austausch.


Matthias Blum, Geschäftsführer der KGNW, empfahl in seiner Eröffnungsrede, die vom Krankenhausbetrieb ausgehenden Umwelteinflüsse nicht als unvermeidbar hinzunehmen. Er sprach sich dafür aus, dass die Krankenhäuser den Umweltschutz stärken und ökologische Nachhaltigkeit in ihre strategischen Unternehmensziele aufnehmen sollten. In vielen Bereichen zeige sich, dass Wirtschaftlichkeit und Ökologie keine grundsätzlichen Gegensätze seien, sondern sich immer häufiger „symbiotisch“ ergänzen. Auch auf diesem Umwelttag wurden wieder einige Beispiele für ökonomisch sinnvollen Umweltschutz präsentiert.


Gerd Schäfer, einer der Sprecher des Arbeitskreises Umweltschutz im Krankenhaus NRW, skizzierte in seiner Einleitung zur Podiumsdiskussion anschaulich den weiten Aufgabenbereich von Abfall- und Umweltbeauftragten innerhalb eines Krankenhauses und warf einige Fragen zur organisatorischen Einbindung des Umweltschutzes im Krankenhaus auf.


Anschließend diskutierten Ralf Manche, Krankenhaustechniker, Abfallbeauftragter und Brandschutzbeauftragter im St.-Vinzenz-Hospital, Rheda-Wiedenbrück, Ronald Hackelberg, Geschäftsführer Umwelt und Krankenhaus Consulting Dortmund, Cordula Schütze Abfallbeauftragte und Fachkraft für Arbeitssicherheit bei den Katholischen Kliniken Essen Nord-West und Peter Gillmann, Umweltmanagementbeauftragter in der technischen Abteilung der LWL-Klinik Münster über Vor- und Nachteile unterschiedlicher Organisationsstrukturen zur Einbindung des Umweltschutzes im Krankenhaus. Die unterschiedlichen Blickwinkel der Podiumsteilnehmer wurden in der Sichtweise z.B. auf die notwendige Ausbildung für Umweltbeauftragte deutlich. Während für große Häuser eher akademisch ausgebildete Fachkräfte nötig seien, seien in kleineren Häusern technisch versierte Fachkräfte mit hoher Motivation für die Belange des Umweltschutzes sinnvoller. Für Umwelt- und Abfallbeauftragte solle es in jedem Krankenhaus eine für die Organisation des Krankenhauses entsprechende Stellenbeschreibung mit klar festgelegten Aufgaben und Kompetenzen geben. Eine Vernetzung der Abfall- und Umweltbeauftragten über den Umwelttag, den Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus NRW oder auch die regionalen Arbeitskreise wurden zudem als besonders sinnvoll und notwendig erachtet.


Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass für die Förderung des Umweltschutzes im Krankenhaus ein sehr hoher kommunikativer Aufwand nötig ist, um die Mitarbeiter von der Notwendigkeit des Umweltschutzes im Krankenhaus zu überzeugen und notwendige Verhaltensänderungen dauerhaft zu erreichen.


Mit EMASeasy präsentierte Kerstin Kräusche, Umweltmanagerin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, eine gut strukturierte Methode für mittlere Non-Profit-Unternehmen, wie mit sehr einfachen, leicht handhabbaren Werkzeugen ein Umweltmanagementsystem aufgebaut und – wenn gewünscht – auch zur Zertifizierung gebracht werden kann. Wichtigstes Instrument in der vorgestellten Werkzeugkiste ist das sogenannte ECO-Mapping. Hier werden auf einem Lageplan die Quellen unterschiedlicher Umwelteinflüsse wie Abfall, Abwasser etc. aufgezeichnet und Maßnahmen zur Verringerung der Umwelteinflüsse festgehalten. Mit dieser strukturierten Form der Aufzeichnung können die wesentlichen Anforderungen für eine Zertifizierung des Umweltmanagementsystems nach EMAS oder DIN EN ISO 14.001 erfüllt werden.


Daniela Arnold vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz stellte das Modellprojekt „Energieeffizienztisch Rheinland-Pfalz“ vor. Gefördert vom Ministerium wurden in dem Projekt 15 Krankenhäuser durch Beratungsfirmen bei der Realisierung von Energieeffizienzreserven im Krankenhaus unterstützt. Im Laufe eines Jahres wurden in 8 Gruppen-Workshops und 5 Vor-Ort Beratungen für jedes Krankenhaus insgesamt 240 Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz erarbeitet. Würden alle erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt, könnten in den 15 Krankenhäusern insgesamt 2,9 Mio kWh Energie, 1.100 t CO² und 700.000 € eingespart werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Krankenhäusern hat sich im Laufe des Projektes so verbessert, dass inzwischen auf Wunsch der beteiligten Häuser über ein Folgeprojekt nachgedacht wird.


Im Workshop „Energieeffizienz mit neuen Technologien“ die Einsparpotentiale von LED-Beleuchtungen und Energiesparlampen erörtert und angesichts des Investitionsstaus auch Finanzierungsmöglichkeiten durch Einspar- oder Anlagen-Contracting vorgestellt.


Im Workshop „Arzneimittel im Krankenhausabwasser“ wurden erste Zwischenergebnisse aus den beiden zurzeit in NRW laufenden Forschungsprojekten zu diesem Thema vorgestellt. Berichtet wurde vom PILLS-Projekt, in dem zum ersten Mal die Eliminierung von Arzneimitteln aus Krankenhausabwasser durch eine entsprechend aufgerüstete Kläranlage am Marienhospital Gelsenkirchen großtechnisch erprobt wird und von dem MKULNV-Forschungsprojekt „Analyse der Eliminationsmöglichkeiten von Arzneimitteln in Krankenhäusern“. Bei diesem Projekt wird in 20 Krankenhäusern der Arzneimittelverbrauch ermittelt, um daraus ein Berechnungsmodell für den Eintrag von Arzneimitteln in das Krankenhausabwasser aufzustellen.


Der Workshop „Haftungsrecht für Abfallbeauftragte“ befasste sich mit der ordnungsgemäßen Deklarierung von mineralischen Abfällen, den Möglichkeiten zur Übertragung von Verantwortlichkeiten für die Abfallentsorgung von Bauabfällen an Baufirmen und den Strategien zur Vermeidung von Strafrechtsrisiken bei der Abfallentsorgung.


Abgerundet wurde das Nachmittagsangebot durch den Workshop „Mehr Erfolg durch gute Einschätzung von Situationen und Personen“. Im bewährten Praxistraining wurde individuell und intensiv in Kleingruppen an Lösungsansätzen und Techniken gearbeitet.

Die Vorträge des 7. Krankenhaus-Umwelttages finden Sie hier.

Die Fotos des 7. Krankenhaus-Umwelttages finden Sie hier.